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Die beiden Doktoranden Patrick Hellwig (li.) und Michael Wenske (re.) verbindet eine gemein- same Leidenschaft fürs Bierbrauen. (Foto: Hannah Theile / Uni Magdeburg)
20.06.2022 aus 
Campus + Stadt
Wissenschaft mit Bügelverschluss

Hopfen, Malz, Hefe und Wasser. Laut deutschem Reinheitsgebot braucht es nicht mehr Zutaten, um Bier zu brauen. Etwa 90 Liter des Gerstenkaltgetränks verzehrt jede*r Deutsche durchschnittlich im Jahr – und macht es somit zum beliebtesten alkoholischen Getränk der Nation. Doch hinter der Herstellung von Bier steckt noch viel mehr als nur die richtige Mischung dieser vier Ingredienzen. An der Uni Magdeburg wissen das Dipl.-Ing. Michael Wenske und M.Sc. Patrick Hellwig am besten. Die beiden Doktoranden befinden sich mitten in ihrer Promotion und begeistern sich neben ihrem Engagement in der Wissenschaft auch für ein gemeinsames Hobby: In ihrer Freizeit brauen sie ihr eigenes Bier.

„Mein Interesse für das Bierbrauen wurde während eines Praktikums in der Lübzer Brauerei in meiner Heimat geweckt“, erinnert sich Patrick Hellwig, dessen Vater in eben dieser Brauerei tätig ist. Nach diesem Praktikum führte Hellwigs akademischer Weg ihn an die Universität nach Magdeburg, an der er im Jahr 2012 sein Studium der Biosystemtechnik begann. Dieses beendete er 2018 mit dem Master of Science und war fortan als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Bioprozesstechnik tätig. Im folgenden Jahr begann er seine Promotion, an der der Doktorand nun fleißig arbeitet.

Patrick Hellwig am Brautopf im Brewckau (c) Hannah Theile Uni MagdeburgPatrick Hellwig am Brautopf im Brewckau (Foto: Hannah Theile / Uni Magdeburg)

Parallel zu seinen Bemühungen für den Doktortitel begann Hellwig damit, in seiner Freizeit sein eigenes Bier zu brauen: „Mit dem Bierbrauen als Hobby habe ich etwa 2018 begonnen – damals noch mit einem All-in-One-Brauerkit, welches ich geschenkt bekam. So konnte ich meine Begeisterung für Bier und dessen Herstellung mit meinem theoretischen Wissen aus dem Studium praktisch vereinen“, erklärt er. Seitdem experimentiert er zuhause mit seinem eigenen Braukessel und erschafft immer neue Bier-Varianten. Seine spannendsten Kreationen stellt er dann regelmäßig am Bierbrauer-Stammtisch im Brauhaus Brewckau, hier in Magdeburg, vor – dem einzigen Stammtisch seiner Art in Sachsen-Anhalt. Dort lernte er auch seinen Brauer-Kollegen Michael Wenske kennen, mit dem er seither regelmäßig zusammen Biere herstellt und sogar an Wettbewerben teilnimmt.

„Wir haben uns tatsächlich erst am Stammtisch kennengelernt“, erklärt Wenske. „Hier lernt man viele verschiedene Leute kennen und freundet sich natürlich auch an, so kam ich mit Patrick schnell ins Gespräch“, fügt er hinzu. Wenske, der ebenfalls an der Uni Magdeburg studierte (Informationstechnik elektrischer Energiesysteme) und als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Elektrische Netze und Erneuerbare Energie tätig war, fand in Patrick Hellwig schnell einen guten Freund und Brau-Partner, mit dem er sich nicht nur über das gemeinsame Hobby, sondern auch über den wissenschaftlichen Alltag austauschen kann.

Michael Wenske verließ die Universität zwar im November des vergangenen Jahres, „durch meine Promotion bin ich allerdings auch weiterhin mit der Uni verbunden“. Für das Verlassen der Uni gab es einen triftigen Grund: Nun ist er nämlich für das Magdeburger Unternehmen DiLiCo engineering GmbH als Entwicklungsingenieur tätig. „DiLiCo habe ich 2014 zusammen mit einigen Kollegen aus dem Studium und mit Unterstützung durch das Transfer- und Gründerzentrum ausgegründet. Nun bin ich in diesem mittlerweile etablierten Unternehmen tätig“, schildert er stolz.

Für Michael Wenske begann das hobbymäßige Bierbrauen schon früher als für Hellwig: „Das erste Mal habe ich 2015 selbst Bier gebraut. Ich kam durch meinen Freundeskreis und mein generelles Interesse am Bier dazu. Damals fingen wir klein an und brauten in einem handelsüblichen Glühweinkocher – heute habe ich meinen selbstgebauten Braukessel zu Hause stehen.“

Eines der selbstgebrauten Biere von Patrick Hellwig und Michael Wenske (c) Hannah Theile Uni MagdeburgEines der selbstgebrauten Biere von Patrick Hellwig und Michael Wenske (Foto: Hannah Theile / Uni Magdeburg)

Seit die beiden Bier-Enthusiasten sich im Brewckau kennenlernten, haben sie – was Bierbrauen angeht – jede Menge erlebt. Neben dem Kreieren von Bieren mit ausgefallenen Geschmäckern, wie zum Beispiel einem Bier, das nach Kaffee schmeckt, obwohl es gar keinen Kaffee enthält, oder dem Brauen von Bier mit einem überaus hohen Alkoholgehalt von 13 Prozent, traten sie auch in verschiedenen Wettbewerben an. Diese Wettkämpfe werden in der Bierbrauer-Community ausgerufen, damit die Hobbybrauer ihre verschiedenen Kreationen miteinander vergleichen können. Der Austausch und das gegenseitige Beraten stehen dabei zwar im Vordergrund, über eine Platzierung auf dem Siegertreppchen freut man sich selbstverständlich trotzdem. So auch Wenske, der beim dritten Kreativ-Wettbewerb der Hobbybrauer für sein Black Rye IPA den Jury-Preis mit nach Hause nehmen konnte. Sowohl Wenske als auch Hellwig planen, an weiteren solcher Wettbewerbe teilzunehmen und den ständigen Austausch mit ihren Brauer-Kollegen aufrechtzuerhalten, auch wenn sie dafür bei der Bewertung als Konkurrenten gegeneinander antreten müssen.

In einer Sache sind sich beide allerdings einig: „Bierbrauen ist ein Hobby – und soll es auch bleiben!“ Daher konzentrieren sie sich hauptsächlich auf das gemeinsame Ausklügeln und Ausprobieren neuer Variationen. Und die Liste der Experimente ist lang: So möchten sie sich an extravaganten Sorten wie dem „Erdnuss-Stout“ versuchen oder etwa ein Bier mit Quittenaroma brauen. Abgefüllt werden die Kreationen in klassische Bügelfalschen, die mit selbstdesignten Etiketten versehen werden. Die Devise dabei lautet: Probieren geht über Studieren. Nur der freundliche Austausch mit anderen Hobbybrauern steht über diesem Mantra und findet regelmäßig an besagtem Stammtisch statt. In diesem Sinne: „Prost!“ – oder wie man bei den Bierbrauern sagt: „Gut Sud!“