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Die Ingenieursstudenten Michael Pielok (li.) und Mathias Winter haben ein Abfüllsystem für Kosmetik entwickelt, um Plastikabfälle zu vermeiden.
17.10.2019 aus 
Studium + Lehre
Weniger Müll dank Zapfhahn

Zum Beginn des Semesters bekamen zwei Studenten, Michael Pielok und Mathias Winter, eine Aufgabe: Sie sollten ein nachhaltiges Produkt entwickeln. In ihrem Masterstudiengang „Integrated Design Engineering“ an der Uni Magdeburg nichts Ungewöhnliches. Dass ihre Idee für die Projektarbeit Wellen bis zum Stadtrat in Magdeburg schlagen würde – damit hätten sie nicht gerechnet.

Waschmittel und Shampoo aus dem Zapfhahn

„Als ich damals nebenbei im Einzelhandel arbeitete, sah ich die erschreckende Menge an Plastikmüll, die dort anfällt“, erzählt Mathias Winter. Genau das wollten die Ingenieursstudenten in Angriff nehmen. Die Idee: Ein Automat für flüssige Kosmetika. Anstatt immer wieder neues, in Plastik verpacktes Shampoo oder Waschmittel zu kaufen, könnte man sein Gefäß selbst mitbringen und am Automaten im Drogeriemarkt auffüllen. „Im ersten Moment dachten wir: Es kann doch nicht sein, dass es sowas noch nicht gibt. Das ist fast ein bisschen zu einfach“, erzählt Michael Pielok. Nach einiger Recherche wurde die Vermutung bestätigt. Zapfstationen, an denen man Bio-Waschmittel abfüllen kann, stehen bereits in einigen Drogeriemärkten in Österreich.

Die Magdeburger Studenten denken einen Schritt weiter. Aus ihrem Automaten sollen keine vorgefertigten Kosmetika aus mehreren Zapfhähnen kommen, sondern individuelle Duftkompositionen aus lediglich einem Hahn. So können Kunden beispielsweise aus Orangen-, Zitronen- und Granatapfelduft ihr eigenes Waschmittel nach Belieben mischen. Beim Zapfen eines Haarshampoos soll es außerdem möglich sein, je nach Haartyp zu entscheiden, ob es besonders feuchtigkeitsspendend oder pflegend sein soll und welche Inhaltsstoffe gewünscht sind.

So nachhaltig wie möglich

Diese Idee umzusetzen sei jedoch eine logistische große Herausforderung. Damit dieser Automat wirklich nachhaltig ist, reicht es nicht, dass die Verbraucher Mehrwegflaschen benutzen. Auch die Nachfüllkanister müssten wiederverwendet werden. Dafür wollen die Studenten zwei Zyklen erarbeiten. Der Kanister wird vom Produzenten nachgefüllt, geht an den Drogeriemarkt und wieder zurück zum Produzenten, wo er wieder aufgefüllt wird und so weiter. Gleichzeitig füllt der Endverbraucher ebenfalls immer wieder sein Mehrweggefäß auf. Auf diese Weise entsteht am Ende kein Plastikmüll.

Petition macht´s möglich

Nachdem die Stadträtin Madeleine Linke gleichzeitig eine ähnliche Idee hatte, wurde sie auf das Projekt der beiden Studenten aufmerksam. Sie startete eine Petition, um so einen Automaten in einem Magdeburger Drogeriemarkt zu ermöglichen. „Wir hätten nicht gedacht, dass das Projekt solche Wellen schlagen würde und es ist auch ein riesiger Zufall, dass wir alle zeitgleich die gleiche Idee hatten“, sagt Mathias Winter, „aber das zeigt auch, dass der Bedarf besteht.“

Weil den beiden Nachhaltigkeit auch privat sehr am Herzen liegt, wollen sie sich auch zukünftig dafür engagieren. In ihrem Studium lernen sie bereits, wie sie die Zukunft gestalten können. In jedem Semester arbeiten Studierende im „Integrated Design Engineering“ an einem Projekt, bei dem sie entweder neue Produkte entwickeln oder optimieren. Spannend sei dabei auch die Vielfalt an Fachrichtungen, aus denen die Masterstudierenden kommen. Maschinenbauer, Designer und Wirtschaftsingenieure arbeiten hier zusammen. Teamwork ist dabei unumgänglich. „Man findet sich dann in einem Team mit vielen, jungen Leuten wieder, die alle Bock haben, was zu reißen, und es dann auch einfach machen“, so Mathias Winter.

Die Zukunft gestalten

Wie es nach dem Master weitergeht, wissen Mathias Winter und Michael Pielok noch nicht so genau. Fest steht, dass es nichts Konventionelles wird. „Mein späterer Job soll abwechslungsreich, aber sinnvoll sein“, sagt Mathias Winter, „aber nicht nur sinnvoll für mich, sondern vor allem für die Gesellschaft.“ Ob es ein eigenes Start-up wird oder die beiden bei einem Start-up mitmachen, ist noch offen. „Magdeburg bietet da viele Möglichkeiten“, erklärt er, „die Uni Magdeburg ist super, um selbst zu gründen, weil sowas hier gern gefördert wird.“ Die Devise dabei laut Mathias Winter: „Man muss von Anfang an groß denken, um auch was Bemerkbares zu schaffen.“ Doch am Allerwichtigsten: Erstmal den Master fertigmachen.