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31.08.2020 aus 
Campus + Stadt
Arbeiten in der Coronakrise - klappt das?

Als Corona Magdeburg erreichte, war plötzlich alles anders: Gewohnte Abläufe mussten sich neu finden, die Arbeit von zu Hause erledigt und die Lehre online durchgeführt werden. Wie war das so für die Angehörigen der Uni Magdeburg? Was waren große Herausforderungen? Und worauf freuen sie sich, wenn die schlimmste Phase überstanden ist? Wir haben sie gefragt.

 

Wenn das Kochfeld den Scanner ersetzt

Jun.-Prof. Ingo Siegert

Die Geschwindigkeit, mit der sich die Pandemie ausgebreitet hat, machte mir schon Sorgen. Auch wenn man prinzipiell weiß, dass wir in einem Land mit guter medizinischer Versorgung leben, ist es doch etwas anderes, das live zu erleben: Am 8. März war es noch einigermaßen OK und ab 16. März wurden dann Kitas und Schulen geschlossen. Sorgen bereitet hat mir auch die Situation außerhalb von Deutschland und, dass jetzt alle wissen was Triage bedeutet. Jetzt hat man erstmal die systemrelevante Unrelevanz und die unrelevante Systemrelevanz erkannt.

Durch die Kita-Schließung haben sich meine Arbeitszeiten komplett verschoben: Ich habe vor allem von etwa 7 bis 9:30 Uhr und vermehrt in den Abendstunden gearbeitet. Zwischendurch war parallele Kinderbetreuung angesagt, was eine echte Herausforderung war. Denn dazu gehört ja nicht nur die reine Anwesenheit, sondern die Betreuung, das Ersetzen von Spielpartnern, das Rausgehen an die frische Luft ohne einen Spielplatz nutzen zu können. Hier mussten wir uns ganz schön strecken. Vor allem, da ja durch das Homeoffice manche Abläufe länger brauchen und durch die Unterbrechungen viel mehr schnelle Task-Wechsel von einem abverlangt werden.

Auch die eigene Organisation musste im Homeoffice umgestellt werden - hier habe ich vermehrt auf digitale Todo-Listen und Projektplanungs-Tools gesetzt. Und die Art der Kommunikation hat sich natürlich auch bei mir verändert: Viel mehr Videokonferenzen und viel weniger persönliche Gespräche – leider. Da wir vorher aber schon Videokonferenzen geführt haben, war die Umstellung generell nicht so problematisch. Nur die Abstimmung mit Kollegen_innen brauchte viel mehr Vorlauf, weil ich sie ja nicht spontan im Büro besuchen konnte. Die Möglichkeit bei Verteidigungen den externen Betreuer per Video hinzuschalten zu können, ist allerdings sehr hilfreich für die Studierenden; das kann ich mir auch für die Zukunft gut vorstellen.

Der Homeoffice-Arbeitsplatz von Jun.-Prof. Ingo Siegert (c) privatDer Homeoffice-Arbeitsplatz von Jun.-Prof. Ingo Siegert (Foto: privat)

Die Vorbereitung der Online-Lehre spielte zudem eine große Rolle: Folien anpassen und Screencasts erstellen. Schwierig war nur, dass die Lehre mehrere Startdaten hatte und so unterschiedliche Fortschritte zusammengeführt werden mussten. Die aufgezeichneten Vorlesungen werde ich wohl aber auch nach der Krise beibehalten - zur Vorbereitung auf Prüfungen oder bei sich überschneidenden Terminen sind sie eine gute Option.

Die Videotelefonie haben wir aber auch privat lieb gewonnen: Unsere kleine Tochter videotelefoniert jetzt jeden Abend mit den Großeltern und nutzt diese Zeit dann immer, um mit ihrer Oma zu singen. Was meist etwas schwierig ist, weil nur wir das eine Liederbuch haben. Und noch ein Protipp zum Abschluss: Das Kochfeld des heimischen Herdes ist sehr wichtig geworden, um mal schnell etwas einzuscannen und dabei einen guten Kontrast zu haben bei gleichmäßiger Ausleuchtung durch die Unterschrank-Beleuchtung.

 

Die Corona-Zeit war vieles: kreativ, herausfordernd, digital

Anne-Katrin Behnert, Mitarbeiterin im International Office 

Anne-Katrin Behnert vom International Office der Uni Magdeburg (c) Jana Dünnhaupt Uni MagdeburgAnne-Katrin Behnert vom International Office der Uni Magdeburg (Foto: Jana Dünnhaupt / Uni Magdeburg)

Ich habe in den letzten Wochen trotz der Corona-Krise in meinem Büro arbeiten können. Da ich in einem Einzelbüro sitze, war das problemlos möglich für mich. Allerdings wurde meine Situation schnell einsam, da von einem Tag auf den anderen meine Sprechstunden gestrichen wurden, so fiel der persönliche Kontakt zu den Studierenden weg. Darauf freue ich mich auch am meisten, wenn diese schwierige Zeit vorbei ist – der Kontakt von angesicht zu angesicht ist mir jetzt umso wichtiger geworden.

Die digitalen Möglichkeiten haben mich wirklich überzeugt, das erste Zoom-Meeting war sehr aufregend und der Austausch hat über zahlreiche Plattformen stattgefunden. Somit war die Kommunikation mit meinen Kollegen sehr vielfältig: Einige waren vor Ort, mit manchen habe ich telefoniert und mit anderen E-Mails ausgetauscht. Nicht nur dort haben mich die digitalen Angebote überrascht. Ich habe, wenn es die Zeit zuließ, an einigen Webinaren teilgenommen und ich war sehr überzeugt von den verschiedenen Tools, die dort angeboten wurden. Wahnsinn!

Was ich definitiv beibehalten werde, ist der Austausch über Zoom. Ich konnte mit einigen Jungingenieuren aus Kolumbien und Mexiko Kontakt halten, die durch Praktika in ganz Deutschland verstreut sind. Diese Treffen werden nun jede Woche stattfinden!

 

Der leere Campus war verstörend

Dr. Gregor Zimmermann, Leiter des Universitätsrechenzentrums 

Der Schutz der Kollegen_innen hatte bei uns höchste Priorität. Da wir zwangläufig nah an der IT-Technik sind, hatten wir die nötigen Tools für Homeoffice verfügbar. Daher konnten wir mit dem Homeoffice schon ab dem 9. März langsam anfangen. Dass wir selber so gut aufgestellt sind, war aber auch hilfreich und erforderlich, denn mit der Coronakrise kam für die meisten Bereiche auch der Zwang, auf digitale Kommunikationskanäle umzusteigen. Wir sind für viele dieser Kanäle verantwortlich. Dementsprechend war natürlich die Erwartungshaltung uns gegenüber groß. Innerhalb kürzester Zeit mussten Techniken für die Aufrechterhaltung des Campus-Betriebes organisiert und bereitstellt werden. Das war für alle Beteiligten im URZ eine Herausforderung, sowohl personell als auch technisch. Die Dozenten_innen haben sich auf das zentrale Elearning-Portal Moodle, die Video-Plattform Mediasite und die kurzfristig bereitgestellte Video-Konferenzlösung zoom „gestürzt“. Moodle verfügt aktuell über 1000 Kurse und knapp 700 GB Speicherbedarf. Dazu kommen knapp 10 TB monatliches Transfervolumen. Das ist ungefähr das 10-fache im Vergleich zum Jahresbeginn.

Dr. Gregor Zimmermann, Leiter des Rechenzentrums der Uni Magdeburg (c) Jana Dünnhaupt Uni MagdeburgDr. Gregor Zimmermann, Leiter des Rechenzentrums der Uni Magdeburg (Foto: Jana Dünnhaupt / Uni Magdeburg)

Hinzu kam, dass wir uns ja auch im Team neu organisieren mussten. Für die Zusammenarbeit haben wir verschiedene Tools im URZ zum Einsatz gebracht. Zum einen Video-Konferenzen für Besprechungen, zum anderen Microsoft Teams für das Koordinieren von gemeinsamen Arbeiten. Im Homeoffice kamen dann der VPN-Zugang zum Uni-Netz und virtuelle Desktops zum Einsatz. Die Tools haben aus unserer Sicht gut funktioniert.

In der Lockdown-Phase habe ich alternierend beide Arbeitsorte genießen dürfen – also in der Uni und im Homeoffice. Da ich ein gut ausgestattetes Arbeitszimmer zu Hause habe, fiel mir das Arbeiten dort nicht so schwer. Das Arbeiten auf dem leeren Campus empfand ich manchmal doch eher verstörend. Zum Teil war ich nur mit zwei bis drei Kollegen_innen im Gebäude, kaum Geräusche, quasi niemand auf dem Flur und vor dem Gebäude auch kaum jemand. Darauf kann ich gut wieder verzichten. Viel mehr freue ich mich auf normale Kommunikation mit Kollegen, Freunden, Bekannten ohne Barrieren.

 

Corona-Pandemie – eine Chance auf Digitalisierung

Annika Kirbs, Mitarbeiterin in der Allgemeinen Studienberatung 

Der Alltag als Mitarbeiterin an der Uni war für mich, auch in der Corona-Zeit, relativ abwechslungsreich. Da ich nicht gezwungen war, die ganze Woche im Home-Office zu verbringen, habe ich mich nicht, wie viele andere, isoliert gefühlt.

Die meiste Zeit konnte ich sehr konzentriert im heimischen Büro arbeiten und hatte somit Zeit, neue Projekte in Angriff zu nehmen. An einem oder zwei Tagen der Woche habe ich mich in mein Büro an der Uni gewagt. Natürlich war neben mir keiner im Büro, aber ein Tapetenwechsel, für ein paar Stunden in der Woche, hat sehr gut getan. Um mit meinen Kolleg*innen weiterhin zu kommunizieren und sich im Team zu organisieren, haben wir wie viele andere über Zoom oder Jitsi kommuniziert. Meiner Meinung nach hat diese Art von Kommunikation sehr gut funktioniert und die digitalen Formate konnten ebenfalls schnell umgesetzt werden.

Annika Kirbs im Homeoffice (c) privatAnnika Kirbs im Homeoffice (Foto: privat)

Um der Pandemie auch etwas Positives abzugewinnen, würde ich die schnelle Digitalisierung in diesem Zuge anbringen. Denn dadurch konnten wir als Allgemeine Studienberatung unsere digitalen Beratungsangebote gut etablieren. Beispielsweise haben wir kurzfristig die Angebote im Rahmen der virtuellen Einführungstage koordiniert und die Website dazu erstellt. Dies hat einige Zeit in Anspruch genommen, aber es hat sich definitiv gelohnt – ich finde, die digitalen Angebote sollten unbedingt beibehalten werden!

Allerdings war die größte berufliche Herausforderung, dass ich den Studierenden nicht alle Fragen beantworten konnte und sie immer wieder vertrösten musste, da keiner genau wusste, wie es weitergeht. Diese Ungewissheit hat mir Sorge bereitet. Ich freue mich darauf, wenn wir wieder ohne Bedenken und Kontakteinschränkungen aufeinander zugehen können.

 

Gemeinschaftlich durch eine turbulente Zeit

Angela Matthies, Dezernentin Personalwesen

Ich kann mich noch gut dran erinnern: Am Beginn der Corona-Krise stand Ratlosigkeit und eine Menge Hektik. So eine Situation hatten wir noch nie und es war nicht klar, ob die Aufregung, die durch die Medien und sozialen Netzwerke verbreitet wurde, überhaupt gerechtfertigt war. Ständig hat man gegensätzliche Informationen erhalten und war unsicher, was nun das Richtige ist. Neben dem Tagesgeschäft, das in den ersten Wochen ja noch normal weiterging, kam nun dazu, dass Regelungen getroffen werden mussten, die für die gesamte Universität gelten sollten. Wir liefen den Ereignissen ständig hinterher. Immer, wenn wir etwas veröffentlicht hatten, gab es neue Entwicklungen oder Maßnahmen, die zu treffen waren. Beruflich war das die größte Herausforderung.

Sorgen habe ich mir vor allem über den erschwerten Austausch mit den Kolleg_innen gemacht. Man konnte nicht wie sonst schnell mal eine Arbeitsgruppe zusammenrufen oder das gesamte Dezernat. Umso mehr hat mich beeindruckt, wie sehr ich mich in dieser sehr turbulenten und für viele auch persönlich unsicheren Zeit auf alle meine Mitarbeiter_innen im Dezernat verlassen konnte. Das gilt auch für viele andere Kolleg_innen, die man in Zeiten der Krise sehr gut kennengelernt hat. Als große Unterstützung habe ich es auch empfunden, dass das Rektorat und der dann gegründete Krisenstab sofort bereitstanden und Maßnahmen diskutiert werden konnten. Das Zusammenspiel von Verwaltung, Rektorat und MKM war sehr gut und so konnten wir das Internet gut nutzen, um Handlungshinweise zu veröffentlichen. Sicher konnte nicht jeder genau für seine individuelle Position eine genaue Handlungsanleitung finden, so waren die Hinweise aber auch nicht gemeint. Sie konnten nur einen Rahmen geben, in dem Vorgesetzte ihren Spielraum selbst ausfüllen mussten.

Angela Matthies, Leiterin des Personaldezernats der Uni Magdeburg (c) Jana Dünnhaupt Uni MagdeburgAngela Matthies, Leiterin des Personaldezernats der Uni Magdeburg (Foto: Jana Dünnhaupt / Uni Magdeburg)

Im Dezernat Personalwesen haben wir es, um Einzelarbeitsplätze zu schaffen, zunächst mit geteiltem Dienst versucht. Damit war die unverminderte Arbeitsflut aber kaum zu schaffen. Darum haben wir ganz unterschiedliche Modelle angewandt: Homeoffice mit Kopplung von Kinderbetreuung, reines Homeoffice bei denen das ging, stundenweise Anwesenheit gekoppelt mit Kinderbetreuung oder komplette Anwesenheit. Statt physischer Treffen rückten immer mehr die Telefonkonferenz oder ZOOM-Konferenzen in den Vordergrund. Dadurch wuchs die Kenntnis über solche Möglichkeiten sprunghaft. Die Möglichkeit, ZOOM zu nutzen statt zu telefonieren werde ich auch nach der Krise bevorzugen, wenn es um GesprächspartnerInnen geht, die weit weg sind. So ein Gespräch ersetzt zwar das persönliche Treffen nicht, kann aber auch mal an die Stelle einer Dienstreise treten. Der Nachteil war allerdings bei Gesprächen zu spüren, die wirklich nur persönlich geführt werden sollten. Das betraf vor allem Konfliktgespräche oder Mediationen. Diese konnten, auch aufgrund der Unsicherheit über datenschutzrechtliche Bestimmungen, teilweise nicht durchgeführt werden.

Ein bisschen überrascht war ich, wie plötzlich mit dem Homeoffice umgegangen wurde. Richtigerweise wurde Homeoffice als probates Mittel angesehen, die Kontakte zu verringern. Allerdings wurde an einigen Stellen überhaupt nicht darauf geachtet, ob die Arbeit auch im Homeoffice ausgeführt werden kann. Als die getroffenen Regelungen länger Bestand hatten und viele Fragen geklärt waren, habe ich mich darum auch mit der Überarbeitung der Dienstvereinbarung zum Homeoffice - jetzt Mobile Arbeit - beschäftigt. In die neue Vereinbarung, an der sich viele Mitstreiter beteiligt haben, sind auch die Erkenntnisse eingeflossen, die in der jüngsten Zeit gesammelt worden sind.

Und auch wenn ich selbst zwar die persönliche Anwesenheit am betrieblichen Arbeitsplatz bevorzuge, möchte ich den VPN-Tunnel, mit dem man auch zu Hause auf seinen Rechner komplett zugreifen kann, nicht mehr missen. Es gibt durchaus Situationen, in denen diese technische Möglichkeit sehr nützlich sein kann. Zudem freue ich mich auf die erste Dienstberatung im Dezernat, weil dann alle Kolleg_innen wieder einmal zusammenkommen können. Und auf das Mittagessen in der Mensa im Kollegenkreis. Und auf einen Urlaub ohne Einschränkungen. Auf vieles kann man verzichten, aber nicht auf die Kontakte zu anderen Menschen.

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