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Andrea Beck ist die neue Dorothea-Erxleben-Gastprofessorin (Foto: Jana Dünnhaupt / Uni Magdeburg)
30.04.2021 aus 
Forschung + Transfer
Im All der Algorithmen

Andrea Beck ist die neue Dorothea-Erxleben-Gastprofessorin. Die Wissenschaftlerin forscht seit Oktober 2020 im Team von Prof. Dr. Dominique Thèvenin an seinem Lehrstuhl für Strömungsmechanik und Strömungstechnik. Sie promovierte in Stuttgart, wo sie zuvor den Bachelorstudiengang Luft- und Raumfahrttechnik studierte. In den USA absolvierte sie den Master in „Aerospace Engineering“. Für den uni:report sprach sie mit Saskia Fischer über ihre Forschung, wie sie sich trotz der Pandemie eingelebt hat, über Herausforderungen und Dorothea Erxleben.

Was genau ist Ihr Fachgebiet und was erforschen Sie?

Mein Arbeitsgebiet ist die Strömungsmechanik. Sie begegnet uns tagtäglich: Denken Sie nur an die Flugzeuge in der Luft, an das Blut in unseren Adern, an die Verbrennungsmotoren in unseren Autos oder den Radsportler auf seinem Fahrrad. Ich schaue mir genau an, wie die Luft oder die Flüssigkeiten strömen und die Objekte umströmt werden. Dazu erarbeite ich Modellketten von Strömungsvorgängen. Mithilfe der physikalischen Hintergründe des jeweiligen Strömungsverhaltens erarbeite ich mathematische Algorithmen, um rechnergestützt das Strömungsverhalten zu simulieren und die Modelle zu analysieren. Ziel ist es, Modelle zu entwickeln, die auf möglichst viele Anwendungsbereiche übertragbar sind.

Wie sind Sie zur Forschung gekommen?

Kein Witz: Als Kind wollte ich Astronautin werden. Ich habe die Explosion der Challenger-Rakete im Fernsehen gesehen. Das hat mich gefesselt und ich wollte wissen, was da genau passiert ist. Später in der Schule gehörten Mathe, Physik und Informatik zu meinen Lieblingsfächern. Leider ist „Luft- und Raumfahrt“ kein Schulfach. Erst im Studium konnte ich meinen Fragen so richtig auf den Grund gehen und entdeckte meine Leidenschaft für alles, was fliegt. Da habe ich auch gemerkt, dass mir die reine Anwendung nicht reicht. Ich wollte vor allem die Theorie ergründen und hatte dafür auch ein gewisses Talent. Nach meinem recht breit gefächerten Studium in den Ingenieurswissenschaften wollte ich mich noch mehr spezialisieren, weshalb ich letztendlich zur Promotion gekommen bin. Für mich waren es weniger die Berufschancen oder die guten Karrieremöglichkeiten, die mich bewogen, in die Forschung zu gehen, sondern die Leidenschaft am Entdecken und Verstehen.

Was erhoffen Sie sich von der Zukunft, insbesondere von Ihrer Zeit an der Uni Magdeburg?

Ich freue mich besonders auf den Austausch und die Zusammenarbeit mit so renommierten Wissenschaftlern wie den Professoren Thévenin, Richter und Theis, die ich schon aus Publikationen oder von Konferenzen kenne.

In der Vergangenheit entwickelte ich theoretische Methoden und Werkzeuge. In Zukunft möchte ich diese auch in der Anwendung nutzen. Mit Professor Thévenin kann ich genau daran arbeiten.Außerdem ist es immer spannend, meine bisherige Arbeit aus einer neuen Perspektive zu betrachten und den Blick von außen zu wagen. Die Gastprofessur ermöglicht mir, eigenverantwortlich zu lehren und unabhängig zu forschen. Das ist für mich ein absoluter Glücksfall. Natürlich hoffe ich, dass die Gastprofessur zu einer richtigen Professur führt, wo auch immer das sein wird.

Welche Herausforderungen stellen sich Ihnen als Wissenschaftlerin?

Trotz harter Arbeit und viel Engagement gibt es immer wieder Dinge, die man noch nicht weiß, irgendwas, das noch offen ist, und es gibt auch immer wieder Rückschläge, weil man an seine Grenzen stößt oder keine Ideen mehr hat. Das geht auch mir manchmal so. Dann erinnere ich mich an die Faszination der Wissenschaft, und ich weiß wieder, wofür ich es mache, weshalb ich hartnäckig bleiben und durchhalten will.

Was verbindet Sie mit der Persönlichkeit Dorothea Erxleben?

Mein zweiter Vorname ist Dorothea! Aber abgesehen davon: Nachdem ich ein bisschen über sie gelesen und mir ihre Heimatstadt Quedlinburg angeschaut habe, würde ich sagen, dass es der Wille ist, Wissen zu erlangen und dabei den eigenen Weg zu gehen. Mein anderes Vorbild ist die Mathematikerin Sofja Kowalewskaja. Auch ihre wissenschaftliche Neugier wurde von ihrer bewundernswerten Hartnäckigkeit angetrieben.

Welche Erfahrungen haben Sie als Frau in einem doch eher männerdominierten Fachbereich gesammelt?

Bisher habe ich, recht ausgeglichen, sowohl positive als auch negative Erfahrungen gemacht. In meiner Arbeitsgruppe in Stuttgart war das Klima sehr angenehm, aber ich weiß, dass es auch anders sein kann. Manchmal ist es nur etwas komisch, wenn ich auf Tagungen unter 100 Männern die einzige Frau im Auditorium bin. Ziel sollte es sein, dass es nicht mehr als eigenartig oder ungewöhnlich gewer- tet wird, als Frau in der Forschung der Natur- und Ingenieurwissenschaften tätig zu sein. Wir Frauen in der Forschung leisten etwas für die Wissenschaft – so wie die männlichen Kollegen auch.

Konnten Sie sich trotz der Pandemie schon an der Uni Magdeburg einleben?

Coronabedingt war der Start für mich nicht ganz so einfach. Ich fühle mich zwar von meinem Bürokollegen, Prof. Gabor Janiga, gut informiert und auf dem Laufenden gehalten, aber es fehlt mir, sich in der Kaffeepause mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen. Ansonsten bin ich sehr herzlich empfangen und aufgenommen worden und fühle mich wirklich willkommen. Dank der überschaubaren Größe der Uni sind auch die Dienstwege hier kürzer und die Stimmung in der Verwaltung und unter den Kollegen ist sehr familiär. Es gefällt mir hier sehr gut, auch wenn ich die persönlichen Kontakte sehr vermisse, das möchte ich aber, sobald es möglich ist, nachholen.

Vielen Dank für das Gespräch.

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Autor:in: Saskia Fischer
Quelle: uni:report
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