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Dr. Ashoke Raman (Foto: Jana Dünnhaupt / Uni Magdeburg)
04.02.2021 aus 
Forschung + Transfer
Die Erforschung schmackhafter Medikamente

Aus aller Welt kommen immer wieder Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen dank eines Alexander-von-Humboldt-Stipendiums an die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Mit ihrem Forschungsstipendium unterstützt die Alexander-von-Humboldt-Stiftung Postdoktoranden und erfahrene Wissenschaftler aller Fachgebiete bei ihren Forschungsvorhaben in Deutschland. Ein Stipendium der Stiftung gilt als hohe Auszeichnung sowohl für die Geförderten als auch die Gastgeber. Derzeit ist Prof. Dr. Claus-Dieter Ohl am Institut für Physik der Fakultät für Naturwissenschaften Gastgeber von Dr. Ashoke Raman aus Indien. Ines Perl sprach mit dem Humboldt-Stipendiaten über seine Forschung, seine Ziele über Magdeburg und darüber, was es für ihn bedeutet, ein Humboldtianer zu sein. 

Woher kommen Sie und was haben Sie bisher gemacht?

Ich komme aus einer Stadt namens Kharagpur im Bundesstaat Westbengalen in Indien. Meinen Bachelorabschluss habe ich im Maschinenbau am National Institute of Technology Durgapur, Indien, erworben. Danach verfolgte ich mein Interesse an Strömungsmechanik und schrieb mich für das Doktorandenprogramm ein, das von der Abteilung für Maschinenbau an der National University of Singapore angeboten wird. 2016 erhielt ich meinen Doktortitel und arbeitete drei Jahre als Forschungsstipendiat am Cambridge Center for Advanced Research and Education in Singapur.

Wie sind Sie an die Universität Magdeburg in die Arbeitsgruppe von Professor Ohl gekommen?

Ich wusste von der Expertise von Professor Ohl und kannte seine Arbeiten auf dem Gebiet der experimentellen Blasendynamik. Als ich plante, mich für das Alexander-von-Humboldt-Forschungsstipendium zu bewerben, kontaktierte ich ihn, um zu fragen, ob er zustimmen würde, mein Forschungsgastgeber zu sein. Dankenswerterweise stimmte er zu, und wir bewarben uns für das Stipendium. Und jetzt, nachdem ich das Stipendium erhalten habe, bin ich hier an der Universität Magdeburg und arbeite in der Gruppe „Weiche Materie“.  

Für wie lange werden Sie in Magdeburg forschen?

Ich werde für einen Zeitraum von 24 Monaten, beginnend im November 2020 bis Ende Oktober 2022, in Magdeburg forschen.

Was bedeutet es für Sie, ein Teil der Humboldt-Familie zu sein?

Ein Teil der Humboldt-Familie zu sein, ist eine Ehre, die ich sehr zu schätzen weiß. Während das Stipendium eine Anerkennung für meine bisherige Forschungsarbeit ist, liegt das Wesen des Humboltianerseins in der Verantwortung, die noch vor uns liegt.

Wie würden Sie einem Laien Ihre Forschung erklären?

Manche Medikamente müssen über den Mund eingenommen werden. Wenn das verordnete Medikament ölig ist, würden die Patienten das Gefühl im Mund bei der Einnahme solcher Medikamente ablehnen. Eine Möglichkeit, dieses Problem zu umgehen, ist die Verwendung von Emulsionen, ein fein verteiltes Gemisch zweier Flüssigkeiten. Sie bestehen aus kleinen Tröpfchen, welche die im Öl löslichen Bio-Wirkstoffe enthalten und in einer wässrigen Lösung fein verteilt sind. Dies macht das Medikament „schmackhafter“.

In ähnlicher Weise finden wir in der Lebensmittelindustrie eine große Vielfalt an Emulsionen, um das Gefühl im Mund zu verbessern. Meine Forschung beschäftigt sich mit dem Verständnis der grundlegenden Strömungsphysik der Emulsionen. Insbesondere werde ich untersuchen, wie ein Tröpfchen zerfällt, um Mikro-/Nanotröpfchen zu bilden, welche die Bestandteile von Emulsionen sind.

Welchen Nutzen hat Ihre Forschung für die Gesellschaft?

Emulsionen sind aufgrund der Verschmelzung dieser winzigen Tröpfchen von Natur aus instabil. Das Verständnis des Mechanismus der Bildung dieser kleinen Tröpfchen ist wichtig, da sie die Stabilität, Farbe und Textur dieser Medikamente und Lebensmittelprodukte steuern. Ich glaube, dass die Ergebnisse meiner Forschung Erkenntnisse liefern werden, zur Optimierung der Qualität dieser Emulsionen beitragen.

Was finden Sie an Ihrem Forschungsgebiet so spannend?

Ich war schon immer davon begeistert, an Tröpfchen zu forschen. Vor allem empfinde ich dieses Forschungsgebiet als visuell ansprechend. Ich glaube, dass in der Strömungsmechanik das Gebiet der Mehrphasenströmungen eine einzigartige Mischung aus Kunst und Wissenschaft darstellt.

Warum forschen Sie in diesem Bereich?

Die Untersuchung von Tröpfchen hat eine breite Palette von industriellen Anwendungen, die von der Medizin bis zur Verbrennung reichen. Daher glaube ich, dass es ein wichtiger Bereich der Wissenschaft ist, den es zu erforschen und aus praktischer Sicht voranzutreiben gilt. Gleichzeitig ist die Herausforderung, die mit der Untersuchung dieser Systeme verbunden ist, und die Befriedigung, sie zu verstehen, etwas, das mir in diesem Bereich Spaß macht.

Was möchten Sie erreichen?

Mein Ziel ist es, neue Erkenntnisse zu gewinnen und ein tieferes Verständnis von Dampfblasen in Flüssigkeitsgemischen zu erlangen.

Welchen Nutzen erhoffen Sie sich von der Forschung in der Gruppe von Professor Ohl für Ihre eigene Karriere?

Meine derzeitige Expertise in der Mehrphasenforschung liegt hauptsächlich in der numerischen Modellierung dieser Systeme. Durch die Forschung in der Gruppe von Professor Ohl eigne ich mir Fähigkeiten in der Anwendung von optischen Bildgebungsverfahren wie Hochgeschwindigkeitskameras und Laser an, um das Entstehen und plötzliche Zerfallen von Blasen und das Aufbrechen von Tröpfchen zu untersuchen. Dies würde mir helfen, meine Forschungsperspektive bei der Untersuchung von Mehrphasenströmungen zu erweitern. Die Arbeit an einem experimentellen Forschungsprojekt würde mir nicht nur helfen, meine Forschungsfähigkeiten breiter zu fächern, sondern auch die Herausforderungen und Einschränkungen beim Einsatz dieser Werkzeuge in der Forschung kennenzulernen. Dieses Wissen ist wichtig, wenn ich in Zukunft mein Labor als Akademiker einrichten und das richtige Werkzeug für ein bestimmtes Problem auswählen möchte.

Wie war der Beginn Ihrer Forschungsarbeit in Magdeburg während der Corona-Pandemie?

Da ich mich in der Anfangsphase meiner Forschung mit verschiedenen experimentellen Techniken vertraut machen musste, konnte ich meine Forschungsarbeit ohne größere Schwierigkeiten beginnen.

Was gefällt Ihnen an der Universität?

Ich bin begeistert von den durch die Universität bereitgestellten Einrichtungen, die es mir ermöglichen, meine Forschung reibungslos durchzuführen. Die für die Forschung benötigten Ressourcen sind leicht verfügbar. Außerdem war meine Erfahrung mit dem Supportpersonal angenehm und ich fand es sehr hilfreich.

Wie gefällt es Ihnen in Magdeburg?

Die grüne und ruhige Natur dieser Stadt ist etwas, das mir sehr gut gefällt. Diese Eigenschaften ergänzen tatsächlich die akademische und Forschungsumgebung hier.

 

Vielen Dank für das Gespräch.