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Chiara Joos studiert nicht nur Medizin an der Uni Magdeburg, sondern engagiert sich neben ihrem Studium ehrenamtlich beim MediNetz e.V. (Foto: Jana Dünnhaupt / Uni Magdeburg)
15.06.2021 aus 
Campus + Stadt
Medizinische Versorgung für alle

Chiara Joos studiert im 8. Semester Medizin an der Uni Magdeburg. Außerdem engagiert sie sich ehrenamtlich in Magdeburg beiMediNetz, mit einem Ziel: Eine medizinische Versorgung für alle zu gewährleisten.

„Krank sein, aber nicht zum Arzt gehen können. Kann in Deutschland ja nicht passieren, oder? Wer keine Krankenversicherung hat, kann nicht einfach medizinisch behandelt werden. Zum Beispiel Menschen, die sich keine Krankenversicherung leisten können, Obdachlose und auch Menschen, die aus anderen Staaten geflohen sind und hier als so genannte ‚Papierlose‘ leben“, erzählt Chiara Joos. Sie studiert Medizin und engagiert sich ehrenamtlich neben ihrem Studium, um diesen Menschen zu helfen und ihnen die notwendige medizinische Versorgung zu ermöglichen.

Seit 2018 ist sie Teil des Teams des MediNetz Magdeburg e.V. Bei dem Verein, der 2009 von Studierenden des Gesundheitsmanagements und der Humanmedizin gegründet wurde, engagieren sich 20 Studierende aus Magdeburg ehrenamtlich. Hilfsbedürftige Menschen mit einem medizinischen Problem können sich über eine Hotline oder zur wöchentlichen Sprechstunde beim MediNetz melden. Die Ehrenamtlichen versuchen dann einen Termin bei Ärztinnen und Ärzten zu organisieren. Viele der betroffenen Menschen leiden unter Problemen, die einen starken Leidensdruck verursachen, die aber einfach behandelt und damit behoben werden könnten, hätten sie regulären Zugang zum Gesundheitssystem“, erzählt die Medizinstudentin.

Ärztliche Behandlung auch ohne Krankenversicherung

Die Arbeit des Vereins ist in drei Säulen aufgebaut: die Fallarbeit, die politische Arbeit und die Öffentlichkeitsarbeit. Inder Fallarbeit betreuen wir zu zweit eine/n von bis zu 70 Klientinnen und Klienten im Jahr. Wir sind Ansprechpartner für die Menschen und vermitteln ihnen kostenlose Termine bei Ärztinnen und Ärzten. Wir kümmern uns auch um eine Übersetzung und zahlen anfallende Kosten von unserem Spendenkonto, zum Beispiel für Medikamente. Außerdem bemühen wir uns um die Anbindung an Beratungsstellen, um eine Aufnahme in die reguläre medizinische Versorgung zu ermöglichen“, erklärt Chiara Joos. Die Initiative ist auch politisch aktiv, gemeinsam mit dem MediNetz Halle/Salle e.V. kämpfen sie für eine Gesundheitskarte und den anonymen Behandlungsschein Sachsen-Anhalt, um damit die Gesundheitsversorgung aller Menschen abzusichern. „Der Behandlungsschein Sachsen-Anhalt ist ein Konzept, bei dem Menschen ohne Krankenversicherung anonym Behandlungsscheine und Beratung erhalten können“, fügt die Studentin an.

Medizinische Versorgung ist ein Menschenrecht

Warum ihre Arbeit wichtig sei, darauf hat die Medizinstudentin eine klare Antwort: „Unsere Arbeit ist wichtig, weil das Recht auf medizinische Versorgung ein Menschenrecht ist. Das trotzdem nicht für alle Menschen in Deutschland gewährleistet ist. Wir unterstützen eine sehr heterogene Gruppe von Personen, die nur eingeschränkten oder keinen Zugang zu medizinischer Versorgung hat: Obdachlose, Menschen ohne Krankenversicherung, Asylbewerberinnen und -bewerber, Geduldete, Touristinnen und Touristen, Menschen ohne Papiere und viele mehr.“ Sie selbst ist eher zufällig bei der Initiative gelandet. „Bevor ich mich beim MediNetz engagiert habe, war mir gar nicht klar, dass in Deutschland Menschen ohne Krankenversicherung leben“, erzählt sie. Schnell wurden die Arbeit und der Kontakt mit den Klientinnen und Klienten eine Herzensangelegenheit für sie.

Freiwillige & Spenden gesucht

Das Magdeburg Projekt selbst kann mit Spenden unterstützt werden, damit die Studierenden beispielsweise Medikamente oder Impfungen für Bedürftige kaufen können. „Aber auch wer nicht spenden mag oder kann, kann uns unterstützen: Engagiert euch ehrenamtlich neben eurem Studium, helft mit, macht Menschen auf die Problematik und auf uns aufmerksam!“, ruft die Studentin auf.