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Die Arbeitsbelastungen und psychischen Probleme nehmen immer mehr zu (Foto: Hannah Theile / Uni Magdeburg)
07.02.2022 aus 
Campus + Stadt
Den Mut haben, sich helfen zu lassen

Eine immer höhere Gangart in der Arbeitswelt prägt in jüngster Zeit den Arbeitsalltag vieler Menschen: Einsatz modernster Technik, hohe Arbeitsbelastung, strukturelle Veränderungen, massiver Zeitdruck, lange Konzentrationsphasen. Hinzu kommt seit einem Jahr auch noch die Corona-Pandemie mit Homeoffice, Online-Lehre, fehlenden kollegialen Kontakten und veränderten Arbeitsabläufen. Diese Punkte stellen immer höhere Anforderungen an die Bewältigung von Arbeitsaufgaben. Die Folge: Die psychischen und psychosozialen Belastungen verstärken sich. Wie können sich Mitarbeitende der OVGU davor schützen, dass sie temporär hohe Belastung und Stress am Arbeitsplatz gesundheitlich beeinträchtigen?

„Radikale Akzeptanz des Ist-Zustandes“ nennt es die Fachwelt. „Sieh in der Krise eine Chance!“ raten gute Freunde. Leichter gesagt als getan! Angebote dazu hält die Psychosoziale Studierendenberatung des Magdeburger Studentenwerks – kurz PSB – auch für Mitarbeitende der OVGU bereit. Das kann das unverbindliche und streng vertrauliche Einzelgespräch sein, selbst, wenn einem noch gar nicht so klar ist, wo genau der Schuh drückt. Oft hilft es schon, wenn jemand zuhört oder beim Sortieren der Gedanken unterstützt. Das kann aber auch der Online-Workshop sein, den das PSB-Team, das seit Beginn des Sommersemesters vergangenen Jahres neu aufgestellt ist, im vergangenen November erstmals anbot. Sich liebevoll abzugrenzen und die Kunst nein zu sagen lernten die Teilnehmenden da. „Es war unser erster etwas improvisierter Versuch, aber wir erhielten die Rückmeldung, dass unser Angebot doch gut ankam und wir das richtige Thema ausgewählt hatten“, schätzt Mareen Eisenblätter von der PSB die ersten Gehversuche ein. Das bestärkt das Team darin, weitere Themen aufzugreifen und das Kurs-Angebot – ob derzeit online oder später in Präsenz – auszubauen. „Gegenwärtig greifen wir die Themen auf, die uns in den Beratungen begegnen. Doch wir möchten nicht am Bedarf vorbei agieren, deshalb wäre es für uns wichtig und hilfreich, wenn Wünsche an uns herangetragen würden“, fordert die Diplom-Psychologin auf. Denn das Team möchte künftig pro Semester mindestens einen Tages-Workshop oder Vortrag anbieten – kompakte Wissensvermittlung, lösungs- und handlungsorientiert. Beispielsweise für Führungskräfte, die Tipps und Anleitung erhalten sollen, wie sie in Zeiten von Homeoffice und Kontaktbeschränkung trotzdem ihr Team zusammenhalten und destruktiver Kommunikation begegnen können. Oder für Lehrende, die erfahren sollen, wie sie auch bei Online-Lehre merken, wann sich ihre Studierenden aus der Gruppe „verabschieden“ oder ihnen selbst Überforderung droht. Das aktuelle Kursangebot im März steht unter dem Thema „Umgang mit der Pandemie – Ich, Corona, die Angst und die Einsamkeit“.

Für Studierende hat Maren Eisenblätter das Coaching „Meine Abschlussarbeit hat Corona“ angeboten und Motivation, Zeit- und Arbeitsstruktur vermittelt. Sie kann sich aber auch Coachings für Mitarbeitende der Prüfungsämter gut vorstellen, um sie fit zu machen, schlechte Nachrichten einfühlsam zu überbringen oder Konflikte zu entschärfen: „Sie sitzen an der Basis. Ihnen möchten wir einen kleinen ‚Werkzeugkoffer‘ an die Hand geben.“ Vorstellen könnte sie sich auch konkrete Fallbesprechungen mit Studienberaterinnen und -beratern, um Konfliktsituationen auszuwerten und Handlungsstrategien zu erarbeiten. Und da war doch noch was mit Akzeptanz, ja, der „neuen Normalität“, zu der in Zukunft wohl immer öfter auch Homeoffice gehören wird. Neben den üblichen Tipps zu einem klar strukturierten Tag und dem Wegräumen der Arbeitsdinge aus dem Sichtfeld zum Feierabend, hat Mareen Eisenblätter noch eine Empfehlung: „Die Kaffeepause einfach mal per Video. Vorher verabredet oder ganz spontan ein Zoom-Meeting einrichten, um mit der Kollegin oder dem Kollegen über Gott und die Welt, das Wetter oder was heute zum Mittag gekocht wird zu schwatzen. Da wird der Kopf frei, ein wenig sozialer Kontakt gepflegt und danach lässt es sich gleich wieder viel besser arbeiten.“

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Autor:in: Ines Perl
Quelle: uni:report Wintersemester 20/21
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