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Internationale Studierende sitzen auf der Wiese vor der Uniporta (Foto: Hannah Theile / Uni Magdeburg)
10.01.2024 aus 
Campus + Stadt
Der Weg zur Europäischen Hochschule

Zusammen studieren – heute in Extremadura, morgen in Angers. Zusammen forschen – heute in Parma, morgen in Wroclaw. Zusammen arbeiten – heute in Oradea, morgen in Gävle. Zusammen europäische Werte und Ziele verfolgen – heute in einer Hochschulallianz, morgen in einer „Europäischen Hochschule“. Das könnte für unsere Uni die Zukunft neu gedacht sein.

Nach zweieinhalb Jahren der Vorbereitung gab es im Januar 2023 den offiziellen Kick-off zur Hochschulallianz EU GREEN – European Universities Alliance for Sustainability: Responsible Growth, Inclusive Education and Environment. In der Allianz engagiert sich die Uni Magdeburg mit acht weiteren europäischen Universitäten für den Aufbau eines europaweiten Bildungs- und Forschungsnetzwerks auf dem Gebiet der nachhaltigen Entwicklung. „Alle neun Unis sind regionale Hochschulen, die international ausgerichtet sind und gemeinsam europäische Werte und Ziele für mehr Nachhaltigkeit verfolgen“, erläutert Angela Kipf vom Projekt- und Qualitätsmanagement EU GREEN. „Nachhaltige Entwicklung und Maßnahmen zur Bekämpfung gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und ökonomischer Problemstellungen sind zwei wesentliche Ziele, zu denen sich die Partner in der Hochschulallianz EU GREEN verpflichtet haben.“ Hochschulallianzen, von denen es bereits 51 gibt, seien EU-geförderte transnationale und interdisziplinäre Projekte, die europäische Werte und Identität fördern und die Qualität und Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Hochschulbildung vorantreiben sollen.

Gemeinsam möchten die Universitäten aus

ein hochleistungsfähiges Bildungssystem entwickeln. „Denn Bildung ist der Schlüssel zu einer nachhaltigen Entwicklung“, fasst Dr. Uwe Genetzke, Leiter des Akademischen Auslandsamtes der Uni Magdeburg, zusammen, „und Bildung endet nicht mit dem Master oder Doctoral Degree in der Tasche, sondern ist ein lebenslanger Prozess, ein lebenslanges Lernen. Darauf fokussiert die Hochschulallianz EU GREEN.“

Zum Thema nachhaltige Entwicklung werden die Allianzpartner künftig intensiv in Forschung und Lehre zusammenarbeiten und Strukturen für einen gemeinsamen europäischen Campus schaffen. Die kommenden vier Jahre der Aufbauphase nutzt die Allianz, zur Strategiebildung und zur Konsolidierung der insgesamt neun Arbeitsgruppen:

  1. Management und Koordination der Allianz
  2. Nachhaltigkeitszentriertes Lehr-/ Lernmodell
  3. Forschungsbasiertes Lernen in Exzellenzclustern
  4. Innovation und Entrepreneurship für Nachhaltigkeit
  5. Nachhaltigkeit in Wirtschaft und Gesellschaft
  6. Mobilitätsförderung und internationale
  7. Zusammenarbeit für Nachhaltigkeit
  8. Zugang, Diversität und Inklusion
  9. Gestaltung eines nachhaltigen Campus
  10. Kommunikation, Vernetzung und Außenwirkung

Die Uni Magdeburg hat die Leitung der Arbeitsgruppe „Kommunikation, Vernetzung und Außenwirkung“ übernommen. Ziel der Arbeit auf diesen unterschiedlichen Ebenen ist die Schaffung eines Hochschulcampus mit europäischer Dimension – einer „Europäischen Hochschule“. „Dieser Titel ist ein Qualitätssiegel“, unterstreicht Dr. Genetzke, der den Einstieg der Universität in die Hochschulallianz von Anfang an begleitete und forcierte. „Er gibt uns Zugriff auf Ressourcen, die uns nicht zur Verfügung stünden, wären wir nicht Mitglied der Allianz.“

Die Initiative „Europäische Hochschulen“ möchte eine neue Generation kreativer Europäerinnen und Europäer zusammenbringen, die in der Lage sind, in verschiedenen Sprachen, über Länder- und Fachgebietsgrenzen hinweg zusammenzuarbeiten, um die großen gesellschaftlichen Herausforderungen und den Fachkräftemangel, mit denen Europa konfrontiert ist, zu bewältigen. Durch eine enge Zusammenarbeit und Abstimmung soll sich in den kommenden Jahren viel verändern, sollen länderübergreifende Studienprogramme eingerichtet, gemeinsame Forschungsvorhaben verwirklicht und transparente Governanceprozesse in der Verwaltung geschaffen werden. So können dann Studierende, Forschende und Mitarbeitende der beteiligten Universitäten ohne Hürden zwischen den europäischen Einrichtungen wechseln und gemeinsam die Erfahrung, und vor allem auch die Stärken und Potenziale aller nutzen und interkulturelle Kompetenzen entwickeln. EU GREEN baut dafür eine umfassende digitale Infrastruktur auf. Diese vernetzt die Ressourcen aller Partneruniversitäten und ermöglicht so beispielsweise den digitalen Besuch von Lehrveranstaltungen, baut die Weiterbildungsangebote für Mitarbeitende aus und bietet Gelegenheit, Forschungsdaten auszutauschen und zu verbinden.

Internationale Studierende sitzen im Hörsaal und unterhalten sich (c) Jana Dünnhaupt Uni MagdeburgMit der Hochschulallianz EU GREEN wird es für Studierende und Mitarbeitende leichter sein, innerhalb der Hochschulen zu wechseln. (Foto: Jana Dünnhaupt / Uni Magdeburg)

„Dieses Hochschulnetzwerk ist eine enorme Herausforderung für die universitäre Gemeinschaft, aber gleichzeitig auch eine riesengroße Chance für die Uni, die Stadt und die gesamte Region“, betont Rektor Prof. Dr.-Ing. Jens Strackeljan. „Es wird ein neuer Campus entstehen, auf dem der europäische Gedanke gelebt wird. EU GREEN ist nur auf den ersten Blick die Gestaltung einer gemeinsamen Infrastruktur, von universitären Abläufen und Prozessen. Wenn es uns gelingt, diese neuen Strukturen aktiv zu nutzen, dann eröffnen sich der Uni und allen Angehörigen unglaubliche Möglichkeiten. Sprachkurse, Austausch über ‚best practise‘ in Verwaltungsprozessen und die Chance, mit neuen Partnern Verbundanträge auf europäischer Ebene einzuwerben sind nur wenige Beispiele. Passend zu unserem Motto ‚Zusammen die Welt neu denken‘ werden wir darum in den kommenden Monaten und Jahren unsere Kräfte bündeln und uns aktiv an der Entstehung neuer Hochschulmodelle in Europa beteiligen. Wir möchten den Anteil unserer Internationalen aus der EU in den kommenden Jahren verdoppeln und EU GREEN ist dabei ein ganz wichtiger Baustein“

Welche Veränderungen wird das für die Mitarbeitenden mit sich bringen? „Wir alle müssen lernen, sowohl beim Treffen von Entscheidungen als auch beim Umsetzen von Beschlüssen in viel größeren Dimensionen zu denken. Wir müssen also immer auch die Allianz mitdenken“, bekräftigt Dr. Genetzke. „Das setzt voraus, zusammen, neu zu denken.“ Dies zu lernen und umzusetzen, hat die Europäische Union für den Weg zur „Europäischen Hochschule“ nicht weniger als 20 Jahre angesetzt. Schließlich sollen alle mitgenommen werden und sich einbringen können.

Wie auch die anderen 420 Hochschulen der Hochschulallianzen stehen die 9 Hochschulen von EU GREEN vor der Herausforderung, möglichst viele für die „Sache“ zu begeistern, möglichst viele zu motivieren, sich zu engagieren. Doch EU GREEN brauche nicht nur enormes Engagement, sondern eröffne auch enorme Möglichkeiten, zukunftsfähig zu sein, weiß Dr. Genetzke und bringt es auf eine schlichte Formel: „Je mehr wir uns engagieren und einbringen, um so mehr können wir mitbestimmen, wo die Reise in den nächsten Jahren hingeht. Ich kann nur jeden Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin, aber auch jede Studentin und jeden Studenten auffordern: Machen Sie mit, es lohnt sich!“

Hintergrundinformationen EU GREEN

EU GREEN ist eine von den 51 bereits bestehenden Hochschulallianzen, an denen rund 430 Hochschuleinrichtungen europaweit aus 35 Ländern beteiligt sind. Die EU hatte in der 2023 aus 65 Bewerbungen 23 bestehende Europäische Hochschulallianzen zur Weiterförderung ausgewählt, 7 neue Allianzen mit jeweils bis zu zehn neuen Hochschulen kamen dazu. In der aktuellen Auswahl sind die deutschen Hochschulen mit 29 Beteiligungen europaweit Spitzenreiter. Hochschulallianzen wie EU GREEN sind Partnerschaften, die ein Modell für „Universitäten der Zukunft“ sein sollen. Diejenigen Einrichtungen, die sich an Partnerschaften beteiligen, haben künftig vorrangig Zugang zu Finanzmitteln für strategische Projekte.