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Studierende trainieren unter Anleitung eines Oberarztes mit virtueller Realität einen Eingriff in der Neurochirurgie (c) Universitätsmedizin
24.01.2024 aus 
Studium + Lehre
Es braucht mehr als nur eine ruhige Hand

Viele Bereiche der Medizin werden zunehmend technischer, das gilt auch für die Chirurgie. Roboter, Virtual Reality und Co. werden jedoch nicht nur zum Operieren eingesetzt, sondern auch um Fachkräfte auszubilden. In der Neurochirurgie der Universitätsmedizin Magdeburg werden angehende Neurochirurgen in einem Übungslabor, dem sogenannten Skills Lab, mit praxisnahen Trainingsmöglichkeiten ausgestattet, um ihre Fertigkeiten und Fähigkeiten zu verfeinern. „Da die Ausbildung bei uns einen besonderen Stellenwert einnimmt, steht das Übungslabor sowohl Assistenzärzten als auch Studierenden zur Verfügung“, sagt Prof. Dr. med. I.E. Sandalcioglu, Direktor der Universitätsklinik für Neurochirurgie. Hier haben die angehenden Fachkräfte die Gelegenheit, unter kontrollierten Bedingungen chirurgische Techniken zu üben und sich mit den Instrumenten und Technologien, die sie im OP erwarten, vertraut zu machen. „Wir wollen mit dem Skills Lab eine größtmögliche Lernkurve erreichen und hoffen, dass sich die angehenden Ärzte so früh wie möglich, für die Fachrichtung Neurochirurgie entscheiden“, so PD Dr. med. B. Neyazi, der Leitende Oberarzt und Lehrbeauftragter der Klinik, weiter. Denn wie in vielen anderen Berufen auch, sei der Fachkräftemangel nicht von der Hand zu weisen.

Das Übungslabor, auch Center for Innovation Research and Education (CIRE) genannt, bietet realitätsnahe Simulationen von neurochirurgischen Eingriffen, von der Schädelöffnung bis zur Wirbelsäulenchirurgie. Eine erste Herausforderung kann für Studierende allein der Unterschied zwischen Theorie und Praxis sein. „Es beginnt schon dabei, die Konsistenz von Organen, zum Beispiel eines Gehirns zu fühlen. Bestimmte Strukturen sind etwas härter, andere etwas weicher und es gibt bestimmte Bereiche im Hirn, die besser verformbar sind als andere“, erklärt PD Dr. Neyazi. Dementsprechend wurden verschiedene Materialen getestet, die einem echten Gehirn so nah wie möglich kommen. Nur so sei es möglich, die Eingriffe so realitätsgetreu wie möglich zu üben.

Das erste Modell, das PD Dr. Neyazi und sein Team im Skills Lab angeboten haben, war die externe Ventrikeldrainage. „Es ist der einfachste und schnellste Eingriff, den alle Studierenden bzw. Assistenzärzte machen müssen“, sagt Dr. Neyazi. Er beschreibt weiter: „Wenn es zu einer Hirnblutung kommt, steigt der Druck im Gehirn. Um diesen Druck zu lösen, legt man in das Gehirn eine Drainage hinein. Dieser Eingriff ist lebensrettend und der Erste und Wichtigste, den Assistenzärzte in ihrem ersten Jahr machen“. Da dieser Eingriff Risiken birgt, ist es umso wichtiger, dass er richtig beherrscht wird. Die Trainingsumgebung des Skills Lab ermöglicht es den angehenden Neurochirurgen, ihre Feinmotorik zu verbessern, ihre Hand-Augen-Koordination zu schärfen und sich mit komplexen chirurgischen Abläufen vertraut zu machen. Da sich das Skills Lab bei den Studierenden und Assistenzärzten großer Beliebtheit erfreut, wird das Angebot stetig erweitert.

Unter Einsatz von 3D-Modellen, die aus Datensätzen von Patienten erstellt wurden, kann das Team auch seltene Situationen nachstellen, um auf unerwartete Herausforderungen besser vorbereitet zu sein. „Wir benutzen im CIRE sowohl Augmented Reality, Virtual Reality, als auch haptisches Feedback und haben auch schon erste Versuche mit Deep Learning gemacht. Dabei entwickeln wir bestimmte Algorithmen, die vorhersagen können, ab wann und wie man verschiedene Erkrankungen behandeln sollte“, sagt Dr. Neyazi.

Die Studierenden haben im Skills Lab auch die Möglichkeit eigene Modelle zu entwickeln, sich mit den Mentoren auszutauschen und Fragen zu stellen. Zukünftig möchten Dr. Neyazi und sein Team auch einen qualifizierten Kurs für Medizinstudierende und Assistenzärzte anbieten. „Wir wollen damit junge Menschen motivieren und mit einer strukturierten Ausbildung an das Fach heranführen, damit der Wissensstand gleichbleibt und darüber hinaus noch weiter ansteigt“, erklärt Professor Sandalcioglu. Dieser praxisorientierte Ansatz trägt dazu bei, die Qualität der neurochirurgischen Versorgung zu verbessern und die nächste Generation von Neurochirurgen optimal vorzubereiten.

Weiterführende Informationen zum Skills Lab CIRE finden Interessierte online: Alle, die sich für ein Medizinstudium interessieren, finden auf der Website weiterführende Informationen oder können am 24. Januar 2024 ab 17 Uhr bei einer Informationsveranstaltung ins Gespräch mit Mentoren und Studierenden kommen

Autor:in: Catherine Birke