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07.08.2025 aus 
Forschung + Transfer
Wenn intelligente Fußböden Stürze erkennen

In den modernen Laboren der Universität Magdeburg entstehen zukunftsweisende Lösungen für Industrie 5.0 und moderne Arbeitswelten, in denen Menschen und Maschinen kooperieren. Das HumTech-Lab – eine Zusammensetzung aus Human, Technology und Interaction - ist an der Fakultät für Maschinenbau angesiedelt und einer dieser Orte, an dem Universitätsangehörige aller Fakultäten, aber auch Studierende und Mitarbeitende anderer Hochschulen des Landes Sachsen-Anhalt gemeinsam an innovativen Projekten arbeiten, die unsere Arbeitswelt revolutionieren könnten. Hier können sie eigene Ideen entwickeln, praktisch umsetzen und erproben.

„Unser Ziel ist es, in der bereitgestellten Infrastruktur anpassungsfähige Assistenzsysteme zu entwickeln, die Menschen in ihren alltäglichen Arbeits- und Lebenswelten unterstützen“, erklärt der Leiter des Labs, Erik Harnau vom Institut für Engineering von Produkten und Systemen der Fakultät. Der Fokus liege auf der Neugestaltung von Arbeitswelten, in deren Mittelpunkt - bei allem Einsatz durch Technik - die Bedürfnisse des Menschen stehen. Sie sollen durch die individualisierte Interaktion mit Maschinen und intelligente Assistenzsysteme gezielt und situationsspezifisch unterstützt werden.

Dafür wird in drei Laborräumen die notwendige Infrastruktur zur Entwicklung und Erprobung von Assistenzsystemen an der Schnittstelle zwischen Mensch und Technik bereitgestellt. 

Ein zentraler Bestandteil des Labs ist das so genannte Montagelabor, das unter anderem industrielle Arbeitsplätze simuliert. Hier können Arbeitsprozesse realitätsnah abgebildet und neue Konzepte zur ergonomischen und effizienten Arbeitsgestaltung erprobt werden. Dafür wurden Montagearbeitsplätze inklusive Fließband und entsprechendem „Arbeitswelt-4.0-Paket“ eingerichtet: Datenbrillen, Monitore und Laserprojektionen, Tablets, Smart-Watches und ein Roboter, der eine direkte Zusammenarbeit mit dem Menschen erlaubt. Sie ermöglichen die realitätsnahe Simulation und Darstellung Cyber-Physischer Systeme (CPS), also einen Verbund informatischer, softwaretechnischer Komponenten mit mechanischen und elektronischen Teilen, die über eine Dateninfrastruktur, wie z. B. das Internet, kommunizieren. So gilt es z. B. das „Verhalten“ des Roboters so zu gestalten, dass die jeweils mit ihm kooperierende Arbeitsperson seine Intentionen erkennen und somit auf eine möglichst natürliche Art und Weise und vor allem ohne Berührungsängste mit ihm zusammen arbeiten kann.

Ein weiterer Laborraum kann ganz projektspezifisch für individuelle Bedarf eingerichtet werden. So ist hier aktuell ein modernes Pflegeszenario aufgebaut, in dem gezeigt wird, wie technische Lösungen die körperlich anstrengende Pflegarbeit künftig unterstützen können. Auf der Basis moderner Sensorsysteme entstehen hier, unter anderem, so genannte Smart Living-Umgebungen, Wohnungen oder Häuser, die mit digitalen Technologien und vernetzten Systemen ausgestattet sind, um den Alltag der Bewohner komfortabler, sicherer, energieeffizienter und oft auch barriereärmer zu gestalten. Das Projekt „Smart Floor“, zum Beispiel, nutzt einen intelligenten Boden zur Sturzerkennung. Im Notfall wird damit automatisch ein verschlüsselter Link an eine Kontaktperson übermittelt, die sich per Freisprechfunktion und Kamera zuschalten kann.

Im einem dritten Laborraum, dem Interaktionslabor, kommen Technologien wie Virtual und Augmented Reality zum Einsatz. Hier können digitale Plattformlösungen entwickelt und ausprobiert werden, um Schulungen und Simulationen über große Entfernungen hinweg auf Abruf zur Verfügung zu stellen oder bei denen ein Training unter realen Bedingungen mit hohen Risiken oder Kosten verbunden wäre. „Wir möchten durch neue Lösungen der Mensch-Maschine-Interaktion künftig den Menschen in ihrer spezifischen Arbeitsumgebung bestmöglich unterstützen“, sagt Harnau. „Das Humtech-Labor steht dafür als Ort des Austauschs und der Innovation allen Interessierten zur Verfügung. Hier im HumTech-Lab entstehen Lösungen, die den Arbeitsalltag vieler Menschen nachhaltig verändern werden.“

Für interessierte Studierende, Absolventinnen und Absolventen eröffnet sich dadurch im Bereich innovative Arbeitswelt ein breites Spektrum verschiedenster Ausgründungen. Sie können sich als Digitalisierungsexperten in beratender Funktion selbständig machen. Oder sie arbeiten an der Weiterentwicklung bzw. Anpassung vorgehaltener Technologien für unterschiedliche Einsatzbereiche, um diese dann als maßgeschneiderte Produkte der Wirtschaft anzubieten. Interessierte haben regelmäßig die Möglichkeit, das HumTech-Lab bei Info-Veranstaltungen kennenzulernen oder individuelle Termine zu vereinbaren. 

Autor:in: Janina Markgraf