
Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz (KI) für die Zukunft der Industrie – und wer wird sie gestalten? Mit dem bundesweit einmaligen Studiengang AI Engineering – Künstliche Intelligenz in den Ingenieurwissenschaften bildet die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg seit vier Semestern gezielt Fachkräfte an der Schnittstelle zwischen Informatik und Technik aus. Nun zieht die Universität eine erste Bilanz – und sieht sich bestätigt.
Seit dem Wintersemester 2023/24 wird der Bachelorstudiengang als Kooperationsprojekt mit den Hochschulen Anhalt, Harz, Merseburg und Magdeburg-Stendal angeboten. Gemeinsam haben die fünf Hochschulen ein deutschlandweit einzigartiges Studienkonzept auf die Beine gestellt: Theorie, Praxis und Spezialisierungsmöglichkeiten greifen nahtlos ineinander. Die Lehrinhalte reichen von maschinellem Lernen über Datenanalyse bis zur Anwendung von KI in Produktion, Logistik, Medizintechnik oder Landwirtschaft.
Die Zahl der Bewerbungen steigt: 2023 waren es 46, ein Jahr später bereits 57. Aktuell haben sich bereits 38 Interessierte für das kommende Wintersemester beworben. Rund 50 Studierende sind aktuell im Programm eingeschrieben. Auch inhaltlich überzeugt das Angebot: Laut regelmäßiger Befragungen schätzen die Studierenden vor allem die Interdisziplinarität, die Praxisnähe und die Auswahl zwischen fünf Vertiefungsrichtungen. Eine klare Mehrheit würde sich wieder für das Studium entscheiden. „Mit diesem Studienangebot übernehmen wir Verantwortung – für die Ausbildung einer neuen Generation von Fachleuten, die KI-Anwendungen in ingenieurwissenschaftliche Kontexte bringen und aktiv mitgestalten“, sagt Jun.-Prof. Dr.-Ing. Sebastian Lang von der Uni. „Wir wollen nicht nur auf den Wandel reagieren, sondern ihn in Forschung, Lehre und Gesellschaft aktiv mitgestalten.“
So hat sich der Studiengang erfolgreich am bundesweiten Digitaltag beteiligt: In einer landesweiten Bildungsaktion organisierten die fünf Hochschulen in Sachsen-Anhalt praxisnahe Workshops für Schulklassen. Ziel war es, Jugendlichen ein verständliches und kritisches Grundwissen über Künstliche Intelligenz zu vermitteln und sie für gesellschaftliche Auswirkungen und Mitgestaltungsmöglichkeiten zu sensibilisieren.
Die gesellschaftliche Relevanz des Themas nimmt zu. Künstliche Intelligenz wird nicht nur in der Industrie, sondern auch im Gesundheitswesen, in der Energieversorgung, in der Landwirtschaft und in der Mobilität zu einem entscheidenden Faktor. Sie kann helfen, Ressourcen effizienter zu nutzen, Prozesse zu automatisieren und neue Lösungen für komplexe Probleme zu entwickeln – sofern sie verantwortungsvoll eingesetzt wird. Gleichzeitig wächst der Bedarf an Fachkräften mit technischem Hintergrund und KI-Kompetenz. Eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt: Bereits jetzt fehlen in Deutschland zehntausende Ingenieurinnen und Ingenieure mit IT-Know-how. Der AI-Engineering-Studiengang an der Universität Magdeburg ist eine Antwort auf diesen Mangel – praxisnah, forschungsorientiert und in enger Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen.
Ein besonderes Merkmal des Studiengangs ist seine Struktur: Je nach Interesse können sich die Studierenden im Laufe des Studiums auf einen von fünf Anwendungsbereichen spezialisieren. Die Universität Magdeburg übernimmt den Bereich Fertigung, Produktion und Logistik. Weitere Schwerpunkte sind Green Engineering (Hochschule Merseburg), Mobile Systeme und Telematik (Hochschule Harz), Agrartechnik (Hochschule Anhalt) und Biomechanik und Smart Health Technologies (Hochschule Magdeburg-Stendal). Das Studienmodell mit gemeinsamer Immatrikulation, zentraler Prüfungsordnung und flexibler Standortwahl ist bundesweit einmalig.
Gefördert wird das Projekt durch die gemeinsame Initiative „KI in der Hochschulbildung“ von Bund und Land Sachsen-Anhalt. Die Universität Magdeburg spielt dabei eine koordinierende Rolle – fachlich, organisatorisch und strategisch. Um den Austausch zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft weiter zu fördern, plant die Universität Magdeburg am 16. Oktober 2025 einen Unternehmensstammtisch "KI und Industrie". Die Veranstaltung richtet sich an regionale Unternehmen, Studierende und Forschende. „Gerade die Verzahnung mit der Praxis ist uns wichtig“, so Prof. Dr.-Ing. Simon Adler von der Hochschule Harz, Mitorganisator des Unternehmensstammtischs. „Wir wollen mit diesem Forum gezielt Impulse setzen, wie KI in den Betrieben der Region gewinnbringend und verantwortungsvoll zum Einsatz kommen kann.“