
Wie lässt sich die Herstellung von Quittengelee poetisieren und was haben lyrische Texte über Kannibalismus gemeinsam? Diese und weitere spannende Fragen wurden in den Vorträgen einer germanistischen Studierendentagung an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg diskutiert.
Dieses Jahr kamen Studierende und Promovierende aus ganz Deutschland zusammen, um 8 germanistische Fachvorträge zu halten. Unter dem Titel: „Speis und Trank in Versen – Kulinarische Streifzüge durch die Lyrik vom Barock bis zur Gegenwart” wurde gefragt, welche Rolle Essen und Trinken in lyrischen Texten seit dem 17. Jahrhundert spielt.
Organisiert wurde die Tagung von vier Studierenden und einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin des Bereichs Germanistik: Anna Miehe, Alessa Hamel, Pia Henne, Sophie Riemann und Linn-Kristin Adler. Die Idee einer germanistischen Studierendentagung an der Uni Magdeburg habe Herr Dr. Stefan Descher im Mai 2024 an sie herangetragen, erzählt Anna Miehe, Masterstudentin der Mediengermanistik und Mitorganisatorin. „Nur wenige Wochen zuvor hatte ich das große Glück, einen wissenschaftlichen Vortrag auf einem Symposium halten zu dürfen“. Diese Erfahrung bestärkte Anna darin, ein solches literarisches Erlebnis nach Magdeburg zu bringen.
Bereits im Bachelor hat Anna an der Uni Magdeburg Germanistik studiert. Als 2021 der Masterstudiengang Mediengermanistik erstmals startete, kam für die gebürtige Magdeburgerin kein anderer Studiengang mehr in Frage. Auch wenn ihr unangefochtener Favorit die Neuere deutsche Literatur ist, hat der Studiengang in ihr auch eine tiefe Begeisterung für Germanistische Linguistik geweckt.
Die Vielfältigkeit von Speis und Trank in der Lyrik
Das Thema der Tagung – Speis und Trank in der Lyrik – war schnell gefunden. „Nahrungsmittel begegnen einem sehr häufig in literarischen Texten“, erklärt Anna. Dabei wurde sich bewusst für einen weiten Lyrik-Begriff entschieden, der neben Gedichten auch Balladen, Versepen, lyrische Dramen oder Songtexte umfasst.
Diese Begriffsoffenheit erlaubte auch ein so vielfältiges Programm. Vom Schlachten und Verzehren von Nutztieren, über den religiösen Bedeutungsgehalt von Essen bis über den Kannibalismus in Loriots „Weihnachten bei den Hoppenstedts“ waren die Themen weit gestreut. Ein besonderes Highlight für Anna: Der Vortrag „Der Dichter als Patissier“ von Marielena Rasch, indem sie sich mit der Poetisierung der Quitte in Jan Wagners Gedicht beschäftigte. Besonders beeindruckte sie hier, wie Marielena Parallelen zu Friedrich Hölderlin, einem deutschen Dichter, zog. In ihrem eigenen Vortag „Und Ceres, die Furchtgöttin weinte“ befasste sie sich mit den lyrischen Wortspielen in Günter Grass‘ „Grimms Wörter“.
Raum für Austausch und lyrische Gedankenstreifzüge
In der Planung wurde insbesondere Wert auf einen niedrigschwelligen Zugang gelegt. Somit sollten mögliche Hemmungen Studierender abgebaut und ein erster fachlicher Austausch ermöglicht werden. Daher war es besonders wertvoll, dass auch Vortragende anderer Universitäten an der Studierendentagung teilnahmen. „Ich konnte wieder einmal feststellen, wie gut meine Kommilitonen, Kommilitoninnen und ich sowohl im Bachelor als auch im Master auf fachlicher Ebene ausgebildet werden und wurden“, beschreibt Anna ihre Erfahrung.
Die gesamte Organisation, vom Call for Papers, über Finanzierungsfragen und die Verpflegung, bis hin zur Vorbereitung der Panel, trug das studentische Team eigenständig. Für viele war es die erste praktische Erfahrung in der Organisation einer akademischen Veranstaltung. Auf die gemeisterten Herausforderungen blickt Anna stolz zurück: „Am Ende haben wir unglaublich viel gelernt und uns neue Kompetenzen aneignen können, die uns sicherlich auch im späteren Berufsleben nützlich sein werden“.
Ein Wunsch für die Zukunft
Diesen Sommer wird Anna ihren Master beenden. Sie hofft, dass es zukünftig weiterhin Studierendentagungen der Germanistik geben wird. „Wir wollen zeitnah einen Guide erarbeiten, in dem wir unsere während des gesamten Prozesses gewonnenen Erfahrungen zusammentragen. Diesen möchten wir Studierenden, die zukünftig vielleicht weitere Studierendentagungen oder ähnliche Veranstaltungen ins Leben rufen wollen, zur Verfügung stellen.“ Für Anna steht fest, sie möchte in der Literaturwissenschaft Fuß fassen und nach ihrem Abschluss promovieren.