DE
19.06.2025 aus 
Studium + Lehre
#myspot: Mit Herz und Engagement für internationale Studierende

Trifft man Anne-Katrin Güldenpfennig an ihrem Lieblingsplatz auf dem Campus, wird sofort klar, dass die Buchhandlung ihr nicht nur am Herzen liegt, sondern sie dort auch immer gern gesehen ist. Ihre Mittagspause verbringt sie gerne mit Kolleginnen oder allein beim Stöbern zwischen den Bücherregalen. Auf dem Weg zurück zum Campus Welcome Center gönnt sie sich meist einen Kaffee bei der Kröm Kaffeebar im Gebäude 22 – aktuell besonders beliebt: ein Matcha mit Mango. „Für mich sind der Buchladen und die Kröm Kaffeebar kleine Wohlfühloasen. Hier komme ich raus aus dem Büroalltag, trinke einen Kaffee, blättere in einem Buch oder treffe bekannte Gesichter vom Campus – das tut einfach gut. Solche Momente helfen mir, mich zu sammeln, Abstand zu gewinnen und mich kollegial über Beratungsgespräche auszutauschen. Diese Pausen geben mir neue Energie, um dann wieder mit einem guten Gefühl an den Schreibtisch zurückzukehren.“

Anne ist vielen Studierenden und Mitarbeitenden an der Universität Magdeburg bestens bekannt: Im Akademischen Auslandsamt und an der ganzen Uni ist sie für ihr herzliches Lachen und ihre offene Art beliebt. Als Studienberaterin begleitet sie internationale Austauschstudierende, die für ein oder zwei Semester hier sind – vom ersten Beratungsgespräch über Bewerbung und Immatrikulation bis hin zum Studienabschluss. „Ich betreue den gesamten Studienzyklus“, erklärt Anne mit einem Lächeln. Zu ihren Aufgaben gehören auch die Unterstützung in der Organisation der Willkommenswoche und die Betreuung der App „Welcome to OVGU“, die internationalen Studierenden bei der Orientierung an der Uni und in Magdeburg hilft.

Anne ist der Uni Magdeburg schon seit ihrem Studium verbunden: „Ursprünglich wollte ich Lehrerin werden, wurde aber wegen meines Abiturs mehrfach abgelehnt – was heute angesichts des Lehrermangels fast schon ironisch ist. Durch einen glücklichen Zufall bin ich in den Studiengang Kulturwissenschaften, Germanistik und Deutsch als Fremdsprache gerutscht, und das war genau das Richtige für mich. Während meines Studiums habe ich im International Office als studentische Hilfskraft angefangen, später eine befristete Stelle bekommen – und inzwischen arbeite ich seit 13 Jahren fest hier. Ich liebe meinen Job, weil ich ganz nah bei den Studierenden bin und jeden Tag sehe, wie meine Arbeit etwas bewirkt.“

Anne-Katrin Güldenpfenning bei KRÖM im G22 (c) Jana DünnhauptAnne-Katrin in der KRÖM Kaffeebar im G22

Ein typischer Arbeitstag? Den gibt es bei Anne kaum. Besonders zu Beginn eines Semesters oder am Ende der Bewerbungsphase ist viel los: „Dann stehen Veranstaltungen, Begrüßungsformate wie Zoom-Meetings zur Orientierung und viel Koordination an“, berichtet sie. Zwischen den Semestern konzentriert sie sich eher auf strategische Aufgaben wie Öffentlichkeitsarbeit und die Weiterentwicklung digitaler Prozesse in ihrem Arbeitsbereich. „Drei Tage in der Woche biete ich Sprechstunden an und wechsle dafür in den Beratungsraum. Früher war ich in einem Einzelbüro und flexibler, heute ist alles straffer getaktet. Ich teile mir ein Dreierbüro mit Kolleginnen – das klappt gut, auch wenn es manchmal laut ist. Zwei studentische Hilfskräfte unterstützen mich vor allem bei Exkursionen, Workshops und der sozialen Betreuung der internationalen Studierenden. Der direkte Kontakt bleibt aber das Herzstück meiner Arbeit.“

Was Anne an ihrem Job am meisten schätzt? „Den persönlichen Kontakt! Ich versuche, jede Person individuell wahrzunehmen, mich vorher einzulesen und nicht einfach nur abzuarbeiten. Natürlich stoße ich an Grenzen, wegen Zeitdruck und der Vielzahl an Anfragen, aber ich gebe immer mein Bestes. Es ist schön, Menschen abzuholen, ihnen den Studienstandort näherzubringen und Begeisterung zu wecken – gerade weil hier so viel im Wandel ist.“ Ihr Job erfordert viel Empathie und die Fähigkeit, sich schnell in unterschiedliche Lebenslagen hineinzuversetzen. „Es gibt auch emotionale Momente, in denen ich an meine Grenzen komme – wenn jemand traurig ist oder Heimweh hat. Gerade dann zeigt sich, wie wichtig unsere Arbeit ist. Veranstaltungen, direkte Begegnungen oder einfach den Studierenden eine Bühne zu geben.“

Ein besonders schönes Erlebnis war für Anne eine Dienstreise nach Kolumbien: „Ich hatte vorher einer ehemaligen Austauschstudentin geschrieben – und plötzlich hat sich ihre Mutter um alles gekümmert: Stadtführung, Mittagessen, Flughafentransfer. Später kam die ganze Familie sogar nach Magdeburg, und wir verbrachten einen Tag mit meiner Familie und meinem 85-jährigen Opa – mit Google Translate und Schnitzel im Keller. Solche Momente zeigen, was internationale Begegnungen wirklich bedeuten: Vertrauen, Verbindung und echtes Miteinander – das ist es doch, was wir wollen.“

Anne berichtet, dass viele Dinge mit internationalen Studierenden schon sehr gut laufen: „Es gibt viele englischsprachige Programme und Studiengänge. In einigen Fakultäten funktioniert die Betreuung hervorragend, mit englischen Webseiten und Koordinatorinnen und Koordinatoren für Internationales. Auch die Zusammenarbeit mit dem Studentenwerk läuft prima. Außerdem haben wir viele neue Ideen, wie ein Buddy-Programm, das wir etablieren möchten“.

Doch es gibt auch Herausforderungen, denen Anne und ihre Kolleginnen und Kollegen täglich begegnen: „Viele internationale Studierende kommen viel zu spät wegen Visa-Problemen und verpassen dadurch wichtige Einstiegsmöglichkeiten wie die Willkommenswoche – das ist fatal, weil sie dann oft unser LSF nicht verstehen. Die Finanzierung ist häufig nur auf ein Jahr ausgelegt, der Druck durch die Ausländerbehörde belastet enorm. Wohnraum, Beratung und psychosoziale Unterstützung sind knapp – überall stoßen wir an Grenzen. Viele Studierende leben isoliert, ohne Rückzugsort, was sich auf ihre mentale Gesundheit auswirkt. Da braucht es viel mehr als gute Beratung: Wir brauchen echte Willkommenskultur, Räume für Austausch und den Mut, Dinge einfach mal auszuprobieren – auch auf Abteilungsleitungsebene. Wenn wir mehr internationale Studierende wollen, müssen wir als Universität auch mehr investieren – menschlich, strukturell und mit Haltung."

Und was macht Anne als Ausgleich zur Arbeit? Natürlich auch etwas mit Büchern, passend zu ihrem Lieblingsplatz. Gemeinsam mit zwei Freundinnen hat sie ein Kinderbuch konzipiert, geschrieben und illustriert. „Unser Kinderbuch „Möhrenstarke Hasenpost“ wird im Selbstverlag erscheinen und bezieht Kinder und Erwachsene mit möhrenstarken Mitmach-Tipps ein. Weitere Informationen findet man auf unserer Instagram-Seite: moehrenstarke-hasenpost“, sagt Anne und lächelt dabei.

 

Schlagwörter:
Autor:in: Lisa Baaske