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13.05.2025 aus 
Forschung + Transfer
Mit Leidenschaft für Verfahrenstechnik und Vielfalt in der Forschung

Seit 2018 forscht Dr. Nicole Vorhauer-Huget mit ihrer Forschungsgruppe an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Davor hat sie im Rahmen einer Cotutelle de Thèse am Institut National Polytechnique de Toulouse und der OVGU promoviert. Die Verfahrenstechnikerin widmet sich unter anderem energieintensiven Prozessen, um sie besser zu verstehen und effizienter gestalten zu können. Dafür entwickelt sie zum Beispiel detaillierte Modelle, die Prozessabläufe zugänglich machen, die andernfalls nur sehr schwer oder gar nicht messbar sind.

Diese Modelle finden Interesse u.a. in der Pharmaindustrie. Eine Weiterentwicklung erfolgt momentan für nachhaltige Prozesse, die auch für die Kreislaufwirtschaft relevant sind, z.B. Pyrolyse von Biomasse mit Mikrowellen. Deshalb ist Dr. Vorhauer-Huget auch als assoziierte Wissenschaftlerin an der Exzellenzinitiative SmartProSys der Universität Magdeburg beteiligt.

Online-Redakteurin Isabell Meißner hat sie in ihrem Büro besucht und sich all ihre Schätze zeigen lassen.

 Ein Stapel Bücher über Mutterschaft und Wissenschaft (c) Jana Dünnhaupt Uni Magdeburg

Engagement für Gleichstellung und Nachwuchsförderung

Viele Jahre war Nicole Vorhauer-Huget Gleichstellungsbeauftragte in der Verfahrenstechnik und ist als solche auch im Sonderforschungsbereich BULK REACTION aktiv. Ein besonderes Anliegen ist ihr, gezielt Angebote für den wissenschaftlichen Nachwuchs zu schaffen – zum Beispiel die Ladies Night for Women in Engineering Sciences, eine Karriereveranstaltung für Frauen in den Ingenieurwissenschaften, die sie 2012 gemeinsam mit dem Studierendenrat ins Leben rief.

Gleichstellung ist und bleibt für sie vor dem Hintergrund der Chancengleichheit und Diversität an der OVGU ein wichtiges Zukunftsthema.

 Einstein Buch (c) Jana Dünnhaupt Uni Magdeburg

Von Einstein inspiriert – und durch Zufall zur Verfahrenstechnik

Schon als Kind war Nicole Vorhauer-Huget von Wissenschaft fasziniert – vielleicht ausgelöst durch ein Einstein-Kinderbuch. Im Kindergartenalter wollte sie Archäologin oder Paläontologin werden. Als Abiturientin interessierte sie sich dann mehr für Physik, Biologie, Chemie, Mathematik und Sprachen. Während eines Studieninfotages an der Universität Magdeburg lernte sie Prof. Andreas Seidel-Morgenstern kennen, der ihre Begeisterung für Verfahrenstechnik entfachte. Dass sie als Erste in ihrer Familie eine Ingenieurwissenschaft studierte, motiviert sie bis heute, junge Menschen für ein Studium zu gewinnen – besonders für die Ingenieurwissenschaften.

 Getrocknete Mehlwürmer in einem Glas (c) Jana Dünnhaupt Uni Magdeburg

Experimentierfreude im Labor – von Mehlwürmern bis Seifen

Neugier und Praxisnähe prägen ihre Forschung. So entstand zum Beispiel während eines Women Science Slams im Jahr 2022 aus einem Gespräch mit einer Teilnehmerin die Idee, Mehlwürmer – als alternative Proteinquelle – durch Gefriertrocknung haltbar zu machen. Was seinerzeit als kleines studentisches Projekt begann, entwickelt sich nun zu einem wichtigen Forschungsthema. Aus solchen Gelegenheiten entstehen oft auch kleine Experimente für den Girl’s Day Zukunftstag oder die Kinder-Uni.

 Geschenke aus China, ein Bild, eine Tasse, Snacks (c) Jana Dünnhaupt Uni Magdeburg

International vernetzt und interkulturell engagiert

Dr. Vorhauer-Huget arbeitet in einem internationalen Team – viele ihrer Studierenden und Mitarbeitenden stammen aus Ländern wie Indien, Pakistan, China, dem Iran oder afrikanischen Staaten. Besonders engagierte Masterstudierende erhalten häufig die Chance, weiter am Lehrstuhl zu forschen. Der internationale Austausch ist ihr ein zentrales Anliegen – ob mit Partnerinstitutionen in China, Brasilien, Indien oder aktuell auch Finnland und Bulgarien. Für sie steht fest: Wissenschaft lebt vom persönlichen Kontakt und vom interdisziplinären Austausch mit Kolleg*innen auf der ganzen Welt.

Dieser Austausch ist auch im Forschungsteam an der OVGU essentiell. Deshalb treffen sich die Doktoranden, Studierenden und die Forschungsgruppenleiterin gelegentlich in ihrer Freizeit, z.B. zu Barbecue und Exkursionen. Neben dem privaten Austausch werden bei solchen Gelegenheiten oft Barrieren im Arbeitsalltag diskutiert. Die deutsche Sprache und der Umgang mit der universitären Selbstverwaltung sind hier oft zentrales Thema. Es wird besprochen, wie die Bewältigung der vielen (zusätzlichen) nicht-wissenschaftlichen Aufgaben für alle gleichermaßen erfolgreich und zeiteffizient umsetzbar wird.

 Eine Legoverpackungen mit weiblichen Legofiguren als Wissenschaftlerinnen (c) Jana Dünnhaupt Uni Magdeburg

Wissenschaft als Normalität – auch in Kinderzimmern

Für Nicole Vorhauer-Huget ist es selbstverständlich, dass Kinder schon früh lernen: Wissenschaftliche Forschung ist unabhängig vom Geschlecht oder der Herkunft. Es ist daher wichtig, dass Bildung und Spiele in der frühesten Kindheit bereits eine große Diversität abbilden. Dr. Vorhauer-Huget hat selbst drei Kinder und weiß daher aus eigener Erfahrung, wie Kindergarten und Schule die Interessen beeinflussen und prägen können. Deshalb nimmt sie die Drei sooft es geht zu Veranstaltungen an die Uni mit. Als Babies haben sie nicht nur an internationalen Konferenzen und DFG-Begutachtungen teilgenommen, sondern auch so manches Zoom-Meeting mit Projektpartnerinnen und Projektpartnern aus aller Welt mitgemacht; und dabei unwissentlich ihrerseits eine ganz andere Arbeitskultur geprägt.