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07.11.2025 aus 
Forschung + Transfer
Von Künstlicher Intelligenz und Quietscheentchen

Seit März 2024 ist Sebastian Lang Juniorprofessor für KI-Anwendung in Produktion und Logistik an der Fakultät für Maschinenbau. Außerdem hat er maßgeblich am deutschlandweit einzigartigen Bachelorstudiengang AI Engineering mitgewirkt, einem interdisziplinären Programm an der Schnittstelle von Künstlicher Intelligenz und Ingenieurwissenschaften. Das Studienangebot vereint die Expertise und Ressourcen gleich mehrerer Hochschulen: der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, der Hochschule Anhalt, der Hochschule Harz, der Hochschule Magdeburg-Stendal und der Hochschule Merseburg.

„Mir ist wichtig, nicht nur über Künstliche Intelligenz zu reden oder neue Modelle zu entwickeln“, sagt Lang. „Mich interessiert, wie sich diese Konzepte ganz konkret auf industrielle Fragestellungen anwenden lassen. Das ist der rote Faden meiner Arbeit.“

Sein Alltag ist dabei alles andere als eintönig: Programmieren gehört kaum noch dazu, stattdessen verbringt er viel Zeit mit dem Erstellen von Vorlesungsfolien für den AI-Engineering-Bachelor. „PowerPoint ist aktuell wohl mein wichtigstes Werkzeug“, sagt er lachend. Dazu kommen Projektbetreuung, das Schreiben von Forschungsanträgen und viele Gespräche über neue Kooperationen.

In seinem Büro erzählen viele kleine Gegenstände ihre eigene Geschichte:

Regal mit den Figuren (c) Jana Dünnhaupt

Ein Mini-Traktor erinnert an seine Zeit bei John Deere während des Masterstudiums. Eine Matroschka stammt aus Moskau, ein Mitbringsel von einem Vortrag, als die Beziehungen zu Russland noch enger waren. Und die kleine Puppe aus Kasachstan steht für seine engen wissenschaftlichen Kontakte dorthin und nach Kirgisistan. Einmal im Jahr hält Lang Vorlesungen an der Deutsch-Kasachischen Universität; erst kürzlich war eine Delegation der Satbayev University in Magdeburg zu Gast, um neue Forschungsprojekte zu planen.

Auch China hat Spuren hinterlassen: Noch als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer IFF besuchte er 2019 die Robotation Academy in Foshan, die als eine der treibenden Kräfte für die Transformation Südchinas zu einer intelligenten Fertigungs- und Roboterindustrie gilt. Von dort stammt ein kleiner Kuschelroboter, der bis heute einen Ehrenplatz im Regal hat.

Spielzeugauto (c) Jana Dünnhaupt Uni Magdeburg

Ein besonderes Stück in der Vitrine ist ein Ford Thunderbird im Mad-Max-Look – ein Geschenk aus der vierten Klasse, das eine ungewöhnliche Geschichte durchlaufen hat. „Damals bekam ich einen Modellbausatz geschenkt, aber als Grundschüler hatte ich noch kein Interesse am Basteln", erinnert sich Lang. Der Bausatz blieb über 20 Jahre lang ungeöffnet. Als er das verpackte Modell beim Aufräumen wiederentdeckte, erzählte er seinem alten Schulfreund davon – demselben, der es ihm damals geschenkt hatte. „Er bot sofort an, das Auto für mich aufzubauen. Und weil er leidenschaftlicher Table-Top-Spieler ist und ein Händchen fürs Basteln und Bemalen hat, verwandelte er den harmlosen Thunderbird kurzerhand in ein postapokalyptisches Gefährt." Das Ergebnis: ein Unikat, das aussieht, als käme es direkt aus einem Mad-Max-Film – und das heute einen Ehrenplatz in Langs Büro hat.

Quietscheentchen (c) Jana Dünnhaupt Uni Magdeburg

Und dann wären da noch die Quietscheentchen. Sie stammen vom BVL Supply Chain X, einer Veranstaltung des Bundesverbands für Logistik. Dort wurde Lang im vergangenen Jahr mit dem Wissenschaftspreis Logistik ausgezeichnet, eine große Ehre, denn der Preis zählt zu den renommiertesten in der Branche. „Mit meiner Freundin hatte ich eine kleine Challenge, wer die meisten Goodies abstauben kann“, erzählt er. „Dabei kamen die Entchen und der kleine Superman zusammen.“

Niete von der Brücke (c) Jana Dünnhaupt Uni Magdeburg

Auf einer Konferenzreise nach Hawaii in diesem Jahr legte Lang auf dem Rückweg einen Stopp in San Francisco ein und fand dort ein ungewöhnliches Souvenir: eine Niete vom selben Hersteller wie jene in der Golden Gate Bridge. Kein Originalbauteil, aber ein Stück Ingenieurskunst, das ihn fasziniert: „Wenn man sieht, wie massiv diese Nieten sind und wie alt die zugehörige Brücke ist, bekommt man Respekt vor der technischen Leistung, die hinter solchen Bauwerken steckt.“

Hüte als Gastgeschenk (c) Jana Dünnhaupt

Auf einem Regal reihen sich mehrere traditionelle Hüte aus Zentralasien, Gastgeschenke und Erinnerungen an gemeinsame Projekte und Besuche in Kasachstan und Kirgisistan. Mittlerweile sind es schon drei oder vier Stück, eine kleine, wachsende Sammlung.

Fotostreifen (c) Jana Dünnhaupt Uni Magdeburg

Und natürlich gibt es auch ein Gruppenfoto: „Das stammt von einer Tagung. Wir haben wirklich viel Spaß im Team. Gerade auf Konferenzen treffen wir häufig alte Bekannte, mit denen wir seit Jahren zusammenarbeiten. Hier auf dem Bild sind mein Kollege Tobias und ich mit Fabian Behrendt (Professor an der Hochschule Magdeburg-Stendal) und mit Stefan Galka (Professor an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg). Uns Vier eint, dass wir Alumni des Studiengangs ‚Wirtschaftsingenieur Logistik‘ der Universität Magdeburg sind“, sagt Lang. 

Autor:in: Lisa Baaske