
Ein Sprung ins Wasser, ein Schritt ins Leben: Mit einem einzigartigen Projekt bringt die Uni Magdeburg internationale Studierende ins Schwimmbad – und mitten in die Gesellschaft.
Wenn sich Studierende aus Indien, Syrien oder Mexiko vorsichtig an den Beckenrand der Elbeschwimmhalle wagen, geht es um mehr als um Sport. Es geht ums Ankommen. Das Projekt „Schwimm Kultur“ an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg hilft internationalen Studierenden, schwimmen zu lernen – und sich zuhause zu fühlen.
„Wir vermitteln keine Technik, wir vermitteln Zugehörigkeit“, sagt Initiatorin Carina Kröber. 2022 gründete sie das Projekt im Bereich Berufs- und Betriebspädagogik der Fakultät für Humanwissenschaften. Heute ist es ein Vorzeigeprojekt, das wissenschaftliche Expertise, Gesundheitsförderung und Integration vereint.
Vom Schwimmkurs zur Gemeinschaft
Getreu dem Motto „Learn to swim. Stay connected. Feel good. Be home“ soll „Schwimm Kultur“ den Studienort zu einem Zuhause machen. „Wir möchten, dass Studierende sich hier wohlfühlen – auch nach ihrem Abschluss“, sagt Projektkoordinatorin Michelle Dölling. „So gewinnen wir Fachkräfte, die Teil dieser Stadt und Gesellschaft werden.“
Schwimmen ist dabei Mittel und Ziel zugleich: Es stärkt Körper und Geist – und es verbindet. „Viele unserer Teilnehmenden hatten nie Schwimmunterricht“, erzählt Dölling. „Am Anfang steht die Angst. Am Ende steht das Lächeln – und das Seepferdchen.“
Der Erfolg ist messbar: 80 Plätze pro Semester sind binnen Minuten ausgebucht, rund 100 Interessierte stehen auf der Warteliste. Seit Projektstart haben über 240 Studierende schwimmen gelernt – und dabei neue Freunde gefunden.
Die Kursteilnemerinnen und Kursteilnehmer (Foto: Carina Kröber)
Wissenschaftlich fundiert, gesellschaftlich relevant
Das Projekt wurde von Anfang an wissenschaftlich begleitet. Studien und Interviews bestätigen den Erfolg: „Schwimm Kultur“ vermittelt weit mehr als Schwimmtechnik. Das Team stärkt mentale Stabilität, körperliche Gesundheit und soziale Teilhabe – es schafft Integration, die über den Campus hinausreicht.
Neben den Kursen gibt es eine zweite Ebene: Alle zwei bis drei Wochen treffen sich die Teilnehmenden zu Workshops und Freizeitangeboten – vom Bewerbungstraining über Stadtfeste bis zu gemeinsamen Kochabenden. So bleibt der Kontakt lebendig. Über WhatsApp-Gruppen und regelmäßige Treffen hält das Team Verbindung zu den Studierenden – und aus Teilnehmenden werden Freundinnen und Freunde.
Finanziert wurde „Schwimm Kultur“ über den Fonds Studium und Lehre sowie Drittmittel, um die das Team stets hart kämpfte. Für seine Wirkung wurde das Projekt 2023 mit dem zweiten Platz beim Wettbewerb „Magdeburger des Jahres“ ausgezeichnet – ein Zeichen, dass auch die Stadtgesellschaft den Wert erkennt.
„Das Projekt zeigt, dass Integration kein Zufall ist“, sagt Dr. Uwe Genetzke, Leiter des International Office der Universität. „Hier werden Menschen gestärkt, Beziehungen geschaffen und Brücken gebaut. Das ist gelebte Universität.“
Ein Modell mit Zukunft
Mit dem Abschluss der Pilotphase steht nun die Verstetigung an. Künftig wird „Schwimm Kultur“ im Studentischen Gesundheitsmanagement (SGM) der Universität Magdeburg verankert. Damit gewinnt das Projekt strukturelle Sicherheit, personelle Verstärkung und neue Entwicklungsmöglichkeiten.
„Schwimm Kultur“ zeigt, wie Integration in Bewegung kommt – im Wasser, auf dem Campus, in der Gesellschaft. Aus Mut wird Vertrauen, aus Bewegung Bindung – und aus einem Sprung ins Wasser oft ein Sprung ins Leben.